Der „Neumünsteraner im Weltall“ wurde erstmals fotografiert

Von Dr. Erik Wischnewski

Die Internationale Astronomische Union (IAU) mit Sitz in Paris hat in ihrer Sitzung im November 2021 den Kleinplaneten mit der Nummer 229723 auf den Namen ›Marcoludwig‹ getauft. In der Laudatio heißt es: Marco Ludwig (b. 1982) is a German amateur astronomer and head of the Volkshochschule Observatory in Neumünster. His tireless work in public relations enabled the observatory to be expanded and made it a well-known institution in the German astronomical community.

Kometen und Kleinplaneten sind die einzigen Himmelskörper, denen heute noch Namen zugewiesen werden. Bei Kleinplaneten (auch Asteroid genannt) dürfen die Entdecker einen Namen vorschlagen und bei der IAU einreichen und müssen diesen begründen. Erkennt die IAU die Bedeutung der Person an, wird der Asteroid offiziell getauft. So geschah es auf Vorschlag von Wolfgang Ries aus Österreich.

Der Kleinplanet (229723) Marcoludwig am 6.8.2022 aufgenommen von Wolfgang Ries in Österreich. Der 3km große Kleinplanet befand sich in einer Entfernung von rund 246 Millionen Kilometern zur Erde.

Ries hat insgesamt 177 Kleinplaneten entdeckt und gehört damit zur Weltspitze in der Gruppe der Einzelamateure. Die meisten der rund 1.1 Millionen Kandidaten wurden mittlerweile durch Robotorteleskope und Detektivsoftware entdeckt. Ludwig’s ›Stern‹ wurde am 11. April 2007 von Wolfgang Ries entdeckt. Nachdem die Bahn durch weitere Beobachtungen als gesichert galt, erhielt er den offiziellen Status eines Minor Planet zuerkannt und damit die fortlaufende Nummer 229723, als einer von insgesamt 610 000 offiziellen Kleinplaneten. Aber nur 23 000 dieser Himmelskörper besitzen einen Namen.

Der Kleinplanet Marcoludwig bewegt sich zwischen Mars und Jupiter in 4.7 Jahren einmal um die Sonne. Alle 464 Tage kommt er der Erde besonders nahe und ist dann um Mitternacht in südlicher Himmelsrichtung am besten zu beobachten. Allerdings ist der nur 3 km große Himmelskörper auch während dieser so genannten Oppositionszeit immer noch recht lichtschwach. Es erfordert schon ein großes Teleskop, wie es die Sternwarte Neumünster zwar besitzt, aber auch einen sehr dunklen Himmel, der in Neumünster leider nicht mehr gegeben ist.

In diesem Jahr fällt die Opposition genau in die Ferienzeit des Berufsschullehrers und Studienrats Marco Ludwig. Glücklicherweise kommt der Kleinplanet dieses Jahr der Erde besonders nahe. Nur 246 Millionen km trennen Ludwig und sein 2800 Hektar großes Urlaubsparadies. Um den Weg zum Kleinplaneten auch zu finden, hat Ries ihm mit seinem Halbmeterteleskop in den dunklen Alpen ein Foto von der gegenwärtigen Position aufgenommen.
Rücksprache mit dem Kaltenkirchener Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski machten Ludwig’s Traum auf einen ruhigen Urlaub weit draußen im Weltall zunichte, denn die Reisezeit beträgt bei den heutigen Möglichkeiten der Raumfahrt leider noch mehrere Jahre.

Der Traum vom Ausbau der vhs-Sternwarte erfüllt sich für den Sternwartenleiter Ludwig aber immer mehr. Für dieses Engagement wurde er von der IAU geehrt. Viele Unternehmen aus Neumünster und Umgebung unterstützen die Sternwarte und ihre Öffentlichkeitsarbeit. So läuft aktuelle auch die traumhaft schöne interaktive Sonderausstellung ›Astronomie für alle‹ vom Haus der Astronomie in Heidelberg unter Mitwirkung der vhs-Sternwarte Neumünster im Museum Tuch+Technik noch bis zum 9. Oktober.

In dieser animierten Gesamtaufnahme befindet sich der Kleinplanet (229723) Marcoludwig im Zentrum. Auf diesem Bild sind noch zahlreiche weitere Kleinplaneten zuerkennen. Foto: Wolfgang Ries

 

Grafik: NASA/JPL

In wissenschaftlichen Datenbanken kann man sich alle Informationen zum Kleinplaneten Marcoludwig ansehen. Grafik: NASA/JPL

Auf der Webseite von NASA und JPL kann man sich die aktuelle Position des Kleinplaneten Marcoludwig im Sonnensystem anschauen. Grafik: NASA/JPL

 

Quellen:

IAU WGSBN Bulletin vom 8. November 2021

NASA / JPL – Small Body Database

Beitrag von Jürgen Kahlhöfer über gekaufte Sternennamen

Informationen zum Buch „vhs-Sternwarte Neumünster – Astronomie im Herzen Schleswig-Holsteins“

 

Ein Neumünsteraner im Weltall – Sternwartenleiter Marco Ludwig als Kleinplanet verewigt

Von Dr. Erik Wischnewski

Wer kennt nicht das Lied von Nic P., das durch DJ Ötzi so berühmt wurde, und wovon wohl jeder träumt: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt…“ Doch so einfach geht das nicht. Fixsterne erhalten ohne­hin keine Namen mehr, die wenigen existierenden stammen aus dem Alter­tum. Ebenso sind alle acht Planeten unseres Sonnensystems, auch Wandel­sterne genannt, längst getauft. Und die im Internet angebotenen Sterntaufen mit Registereinträgen sind reine Pri­vatsache der Anbieter und nichts als eine hübsch aufgemachte Ver­lagsdienstleistung. Nur die International Astro­nomical Union (IAU) mit derzeitigem Sitz in Paris hat die Macht über die Namensvergabe. Die Macht der IAU reicht so weit, dass sie am 24.08.2006 den Planeten Pluto entmachtete und zum Zwergplaneten degradierte.

Genau diese IAU hat in ihrer Sitzung im November 2021 der Nominierung von Marco Ludwig zugestimmt und den Kleinplaneten mit der Nummer 229723 auf den Namen ›Marcoludwig‹ getauft. In der Laudatio heißt es: Marco Ludwig (b. 1982) is a German amateur astronomer and head of the Volkshochschule Observatory in Neumünster. His tireless work in public relations enabled the observatory to be expanded and made it a well-known institution in the German astronomical community.

Grafik: NASA/JPL

In wissenschaftlichen Datenbanken kann man sich alle Informationen zum Kleinplaneten Marcoludwig ansehen. Grafik: NASA/JPL

Kometen und Kleinplaneten sind die einzigen Himmelskörper, denen heute noch Namen zugewiesen werden. Bei Kometen sagen die Bestimmungen, dass dieser nach seinem Entdecker be­nannt wird. Bekannt ist beispielsweise der Komet Halley. Bei Kleinplaneten, die auch Planetoiden oder Asteroiden genannt werden, dürfen die Entdecker einen Namen vorschlagen und bei der IAU einreichen und müssen diesen be­gründen. Erkennt die IAU die Bedeu­tung der Person an, wird der Planetoid offiziell getauft. So geschah es auf Vor­schlag von Wolfgang Ries aus Öster­reich.

Ries ist weltweit einer der wenigen Amateurastronomen, die noch Klein­planeten entdecken. Die meisten der rund 800 000 Kandidaten wurden mitt­lerweile durch Robotorteleskope und Detektivsoftware entdeckt. Die hellen Himmelskörper sind alle entdeckt und die dunklen sind den professionellen Fernrohren vorbehalten. Neu entdeckte kleine Himmelskörper erhalten zu­nächst eine vorläufige Nummer beste­hend aus dem Jahr der Entdeckung, zwei Buchstaben und einer Zahl. Ludwig’s ›Stern‹ wurde am 11. April 2007 entdeckt und erhielt demzu­folge die vorläufige Bezeichnung 2007 GG2. Nachdem die Bahn durch weitere Beobachtungen hinreichend gesichert war, erhielt er den offiziellen Status eines Minor Pla­net zuerkannt und damit die laufende Nummer 229723, als einer von insge­samt 470 000 offiziellen Kleinplaneten. Aber nur 20 000 dieser Himmelskörper besitzen einen Namen.

Der Kleinplanet ›Marcoludwig‹ bewegt sich zwischen Mars und Jupiter in 4,7 Jahren einmal um die Sonne. Sein kleinster Abstand zur Erde beträgt 244 Millionen Kilometer, zu viel für Marco Ludwig, um dort mal Urlaub machen zu können. Und hätte er das Raumschiff Enterprise zur Verfügung, er würde sich auf seinem kleinen Planeten schnell langweilen. Dieser misst nämlich nur 3 km im Durchmesser. Die Fläche Neumünsters ist zweieinhalbmal größer als die Oberfläche von Ludwig’s Kleinplaneten.

Auf der Webseite von NASA und JPL kann man sich die aktuelle Position des Kleinplaneten Marcoludwig im Sonnensystem anschauen. Grafik: NASA/JPL

»Über die Ehrung freue ich mich sehr«, vertraut Marco Ludwig mir an, der seit über 13 Jahren die vhs-Stern­warte in Neumünster leitet. Die Sternwarte ist das größte Himmelsobservatorium in Schleswig-Holstein.

Studienrat Marco Ludwig macht das alles ehrenamtlich. Als Berufsschullehrer, Ehemann und Vater von drei Kindern ist das beachtlich. Ich wollte wissen, wie er das schafft. Mit einem Lächeln sagt Ludwig: »Bildungs­arbeit macht mir eben Spaß, weil sie so ab­wechlungs­reich ist und mich immer wieder neu fordert.«

 

Quellen:

IAU WGSBN Bulletin vom 8. November 2021

NASA / JPL – Small Body Database

Beitrag von Jürgen Kahlhöfer über gekaufte Sternennamen

Informationen zum Buch „vhs-Sternwarte Neumünster – Astronomie im Herzen Schleswig-Holsteins“

 

Buchvorstellung „Fachwörterbuch für Astronomie und Astrophysik“ von Erik Wischnewski

Nach der Neufassung seines erfolgreichen Kompendiums „ Astronomie in Theorie und Praxis“ überrascht Erik Wischnewski seine Leser nun mit einer Innovation, dem „Fachwörterbuch für Astronomie und Astrophysik“.

Dieser „kleine Bruder“ des umfangreichen Nachschlagewerkes umfasst über 4000 Begriffe aus der Astronomie und Astrophysik. Knapp aber verständlich werden in alphabetischer Reihenfolge Kurzerklärungen geliefert, gelegentlich auch wichtige Formeln ins Gedächtnis zurückgerufen oder zur persönlichen Problemlösung an die Hand gegeben und Skizzen und Diagramme  angefügt, wo dies sinnvoll und nützlich erscheint.

Mit Genehmigung des Verfassers sind dem Text einige Bebilderungen aus dem Buch beigefügt.

Das kleine Büchlein wird allen Ansprüchen gerecht, sowohl Wissen-schaftler als auch Hobbyastronomen und interessierte Laien werden ihren Gewinn daraus ziehen.

Bestechend ist die Ausführung, ein handliches Taschenbuchformat mit elegantem Flexi-Cover, anspruchsvollem Design und angenehmer Schriftgröße.

Zwei Spalten füllen jeweils die Seiten, am Außenrand erleichtern grau unterlegte Buchstabenkennzeichnungen das Auffinden des gesuchten Begriffes, alles sehr übersichtlich und gut strukturiert.

Es macht direkt Spaß, sich hilfesuchend an das kleine Lexikon zu wenden, wenn ein Begriff auftaucht, den man nicht kennt oder momentan nicht zuordnen kann.

Oder,  wie in meinem Fall, einfach in dem Werk zu schmökern, sich zu freuen, wenn man „alte Bekannte“ entdeckt, stolz zu sein, wenn man etwas auch hätte richtig erklären können und  sich zu motivieren, weiter nachzuforschen, wenn das Interesse geweckt wurde.

Kurz zusammengefasst für alle Astronomieinteressierten: das „Fachwörterbuch für Astronomie und Astrophysik“    ist ein :

M   ultitalent

U   nikat unter den Lexika

S   ynonym für Qualität

T   aschenbuch mit Format   und

H   andlich

A   ktuell und informativ

V   ielseitig verwendbar

E   rstaunlich preiswert

 

Also viele Gründe, warum es in den Bücherschrank, bzw. in die Tasche gehört!

Viel Spaß bei der Lektüre!

Katharina Behrendt

Astronomietag mit Schweifstern

Heute, am 16.03.2013 findet der 11. Tag der Astronomie statt. Die vhs-Sternwarte öffnet von 14-22 Uhr.

„Kometen – Vagabunden des Sonnensystems“ – unter diesem eindrucksvollen Motto steht in diesem Jahr der bundesweite Astronomietag, an dem sich neben über 100 anderen Sternwarten auch die vhs-Sternwarte Neumünster beteiligen wird.

2013 sollen gleich zwei Kometen mit bloßem Auge sichtbar werden. Der erste, Komet PANSTARRS, wird schon während des Astronomietages zu sehen sein. Deshalb wird die vhs-Sternwarte in diesem Jahr nicht nur die Fernrohre unter der Kuppel auf den Himmel richten, sondern auch vor der Sternwarte soll (bei gutem Wetter) das größte mobile Teleskop Norddeutschlands aufgebaut werden. Damit können Besucher in die unendlichen Weiten des Weltalls abtauchen und auch auf Kometenjagd gehen.

Komet Hale-Bopp im Jahr 1997 fotografiert von Bernd Schatzmann

 Mit dem Thema „Vagabunden des Weltalls“ wird sich auch unser Gastdozent und Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski in seinen beiden Vorträgen (um 17:00 Uhr und um 19:00 Uhr) befassen. Der bekannte Buchautor wird dabei interessierte Besucher sehr anschaulich und humorvoll in die Tiefen unseres Sonnensystems entführen und von Schweifsternen, Kleinplaneten und anderen Vagabunden berichten.

Bei gutem Wetter können Besucher an der vhs-Sternwarte nicht nur den Mond beobachten.

Die Sternwarte öffnet ihre Kuppel aber schon ab 14 Uhr. Sofern die Sonne scheint, können Besucher dann schon durch das neue, hochmoderne Sonnenteleskop der vhs-Sternwarte schauen und live die explosiven und dynamischen Vorgänge auf der Sonnenoberfläche beobachten.

Wir freuen uns auf viele interessierte Besucher!

Vagabunden des Weltalls

Astronomietag am 16.03.2013 mit Dr. Erik Wischnewski

Nicht nur für die acht Planeten ist unser Sonnensystem eine Heimat, sondern auch für zahlreiche Kleinplaneten und Kometen. Manchmal fliegen diese Himmelskörper dicht an der Erde vorbei wie z. B. der Kleinplanet 2012DA14 oder stürzen auf die Erde nieder. Manch andere bleiben in respektvoller Distanz und winken uns mit ihrem langen Schweif aus der Ferne zu. Dazu zählen im Frühjahr der Komet PANSTARRS und im Herbst der Komet ISON. Über diese Vagabunden unseres Sonnensystems berichtet der Kaltenkirchener Astrophysiker und Buchautor Dr. Erik Wischnewski in seiner bekannt lockeren Art. Wegen der großen Resonanz beim letztjährigen Astronomietag findet der Vortrag dieses Jahr zweimal statt: um 17:00 und um 19:00 Uhr. Beide Vorträge sind auch für Kinder geeignet.

Komet Hyakutake im Jahr 1996 – Fotograf: Franz Haar (vhs-Sternwarte Neumünster)

 

Mehr zum Astronomietag finden Sie hier: