Petition für das Abschalten der Außenbeleuchtung bei Nacht gestartet

Satellitenbilder machen es deutlich: Bei Nacht ist Schleswig-Holstein alles andere als dunkel.

Künstliches Licht macht nicht nur den Astronomen das Leben schwer. Auch der Natur setzt der von Menschen gemachte nächtliche Beleuchtungswahn zu. Insekten verenden, Vögel verirren sich, Wildtiere werden geblendet und der Mensch? Er verschläft den von ihm verursachten Schaden meist.

In Schleswig-Holstein wurde nun eine Petition gestartet, die sowohl öffentliche als auch private Außenbeleuchtung zeitlich beschränken soll. Der Tier- und Pflanzenwelt würden wir damit einen großen Gefallen tun. Aber auch wir Menschen sind auf Dunkelheit angewiesen, um erholsam schlafen zu können. Nicht zuletzt würde die Verminderung künstlicher Lichtquellen aber auch dem Naturerlebnis Sternenhimmel dienen. Aus diesem Grund unterstützen auch die vhs-Sternwarte Neumünster und die Vereinigung der Sternfreunde Deutschland e.V. diese Petition.

Zeichnen Sie mit: Petition „Abschaffen der Außenbeleuchtung bei Nacht“

Passend zum Thema hat das Bundesamt für Naturschutz am 20.01.2020 eine Presseerklärung herausgegeben in der die Lichtverschmutzung thematisiert wird und verweist in der Erklärung auf  den „Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtunganlagen“ der von namhaften Fachleuten verfasst wurde.

Presseerklärung des Bundesamtes für Naturschutz vom 20.01.2020: „Außenbeleuchtung effizient gestalten – Lichtverschmutzung reduzieren“

BfN Script: „Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen“

Auch auf unserer Homepage haben wir weitere Informationen dazu, unter anderem ein Verweis auf die „Paten der Nacht„, ein Projekt zur Eindämmung der Lichtverschmutzung

Mehr zum Thema Lichtverschmutzung  

Blick aus der vhs-Sternwarte Neumünster bei Nacht

Der beste Blick auf die Erde

Seit nunmehr 15 Jahren zieht sie völlig lautlos ihre Bahnen und hat dabei schon mehr als 3600 Millionen Kilometer zurückgelegt. Es handelt sich dabei um den einzigen Außenposten der Menschheit im Weltall, unsere Raumstation ISS.

Für eine Umkreisung der Erde benötigt sie bei rund 28 000 km/h nur ca. 90 Minuten und überfliegt dabei auch immer wieder Europa und damit natürlich auch Deutschland. In manchen Nächten ist sie sogar mit bloßem Auge als heller Lichtpunkt, der völlig lautlos über den Himmel gleitet, sichtbar.

Blick aus der Raumstation ISS auf Deutschland bei Nacht. Foto: NASA

Einige wenige Fenster ermöglichen es den bis zu 6 Besatzungsmitgliedern auch, regelmäßig einen Blick auf ihren Heimatplaneten zu werfen. Dabei sehen sie in wenigen Minuten ganze Kontinente unter ihnen vorbeiziehen. Des Nachts erkennen sie Städte und Siedlungen der Menschen am hellen Lichtschein der Straßen und Gebäude. In der Nähe der Polregionen erleben und durchfliegen sie auch immer wieder Polarlicht, das mit seinem grünlichen und rötlichen Schein am Himmel tanzt.

Seit 2010 verfügen die Astronauten an Bord sogar über ein Aussichtsfenster mit dem Namen „Cupola“. Dieses Modul verfügt über 6 Außenfenster, von denen das größte 80 Zentimeter durchmisst. In ihrer Freizeit kann die Besatzung seither auch beeindruckende Aufnahmen der Erde machen und sogar Zeitrafferaufnahmen ihres Überfluges erstellen. So kann man auch daheim auf der Erde einen Eindruck davon bekommen, was für ein Erlebnis so ein Flug über die Erde darstellt.

 

Die NASA hat nun auch Aufnahmen zur Verfügung gestellt, auf der die Astronomen der vhs-Sternwarte Neumünster sofort auch ihre Heimat erkennen konnten. Bei einem nächtlichen Flug über Europa überfliegt die ISS zunächst Spanien, Frankreich und dann auch Deutschland. Dabei ist am nördlichen Bildrand Dänemark und natürlich auch Schleswig-Holstein sichtbar. Wer das Video an der richtigen Stelle anhält, kann deutlich den hellen Schein Hamburgs und knapp darüber auch Neumünster, Kiel und Lübeck erkennen. Weiter oberhalb im Bild ist sogar noch Polarlicht sichtbar. Wer würde bei so einem Anblick nicht gerne mal eine Runde mit der Raumstation drehen wollen?

Es war einmal Neufinster…..

So nannten die Amateurastronomen einmal liebevoll unser Neumünster.
Weil es hier so dunkel war.
War, wohlgemerkt…..

Nach unserem Erfolg, die Art der Beleuchtung im Bebauungsplan zum neuen Industriegebiet festschreiben zu lassen, hat der NDR das Thema aufgegriffen und hat mit unserer Sternwarte einen Bericht über die Lichtverschmutzung gemacht.

Am 17.12.2013 ist dieser nun im Schleswig-Holstein Magazin (19:30) gesendet worden…

Für alle die diesen Beitrag verpasst haben oder ihn noch einmal sehen möchten haben wir hier den Link zum Beitrag in der Mediathek des NDR:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/s-h_magazin/media/shmag25619.html

Ein Dankeschön dem Lübecker Amateurfotografen Uwe Freitag, der uns kostenlos das kleine Zeitraffervideo von Fehmarn zur Verfügung stellte.

 

Mehr zum Thema:

Leitartikel Lichtverschmutzung

Die Erde bei Nacht

Stadt bewahrt Sternwarte vor Lichtflut

Industriegebiet-Nord: Auf Astronomen soll Rücksicht genommen werden

Ein neues Industriegebiet in Sichtweite der Sternwarte: Diese Hiobsbotschaft erreichte die Astronomen der vhs-Sternwarte Ende des vergangenen Jahres. Nach jahrelanger Modernisierung war nun auf einmal die Zukunft der größten Sternwarte Schleswig-Holsteins bedroht, denn das geplante Industriegebiet würde den bisher dunklen Himmel nördlich der Warte dauerhaft in helles  Scheinwerferlicht tauchen.

Blick aus der Sternwartenkuppel Richtung Süden: So ähnlich könnte bald auch der Himmel im Norden der Warte aussehen, wenn bei der Planung des Industriegebietes nicht an die Sternwarte gedacht würde..

Die „Sternkieker“ wandten sich unverzüglich mit einem  Schreiben sowohl an die Stadtverwaltung als auch an die Politik. In dem Schreiben wurde die Wichtigkeit des dunklen Himmels am Hahnknüll betont, und auch Vorschläge zur Minderung der zu erwartenden Lichtflut unterbreitet.

Schnell meldeten sich daraufhin Vertreter der Stadtverwaltung bei der Sternwarte und luden zu einem Abstimmungsgespräch. An diesem Gespräch nahmen Vertreter der Stadtverwaltung, Stadtplanung, Wirtschaftsagentur und vhs-Sternwarte teil. Es zeigte sich, dass die Vorschläge der Sternwarte für die Stadt durchaus umsetzbar wären. Man einigte sich auf einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog, der frühzeitig in die Planung einfließen sollte.

Bei den angedachten Maßnahmen geht es vor allem um eine sehr defensive nächtliche Beleuchtung des Gebietes. Mit sog. „Cut-off-Leuchtkörpern“ soll erreicht werden, dass das benötigte Licht ausschließlich gen Boden gerichtet ist und nicht unnötigerweise den Himmel erleuchtet. Ähnliches soll für Werbeanlagen gelten.

Die Ratsversammlung der Stadt Neumünster hat nun am 23. April 2013 beraten und der Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt. Diese Änderung beinhaltet auch die vorgeschlagenen Maßnahmen zum Schutz des Nachthimmels am Hahnknüll.

Auszug aus der Ratsvorlage zur Änderung des Flächennutzungsplanes

Die Zustimmung der Ratsversammlung ist für die Astronomen ein großer Erfolg und hat auch überregional Signalwirkung. Die Stadt signalisiert damit aber auch, dass ihr die Bildungsarbeit an der vhs-Sternwarte wichtig ist und auch langfristig weiterbetrieben werden soll. Wichtig ist nun jedoch, dass die neu im Industriegebiet-Nord siedelnden Betriebe die Vorgaben der Stadt umsetzen, und nur so viel Licht wie unbedingt nötig installiert wird.

Eine Verschlechterung des Sternenhimmels am Hahnknüll wird zwar trotz der Maßnahmen nicht zu verhindern sein , die Regelungen werden es der vhs-Sternwarte jedoch ermöglichen, auch künftig als Beobachtungsstandort für beeindruckende astronomische Ereignisse dienen zu können.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit bedanken.

 

Bericht des Holsteinischen Couriers zum Thema 

Mehr zum Thema Lichtverschmutzung

 

 

Earth Hour 2013 – Wir sind dabei

„Deine Stunde für unseren Planeten“

Unter diesem Motto ruft der WWF in Deutschland dazu auf, am 23. März 2013 ab 20.30 Uhr das elektrische Licht für eine Stunde auszuschalten – und mit der Earth Hour ein Zeichen für den Schutz unseres Planeten setzen. Bereits zum siebten Mal werden tausende Städte rund um den Globus in dieser Zeit die Beleuchtung bekannter Gebäude und Sehenswürdigkeiten ausschalten. Und Millionen Menschen werden zu Hause für 60 Minuten das Licht ausschalten, denn für einen erfolgreichen Umwelt- und Klimaschutz können alle aktiv werden. Continue Reading →

Die Erde bei Nacht

Wer des Nachts einmal die unendlichen Weiten des Universums genießen möchte, muss sich auch zwangsläufig mit einem Problem auseinander setzen: Wo finde ich eigentlich noch dunklen Himmel?

Gerade ältere Menschen berichten an der Sternwarte gerne davon, wie wunderbar und eindrucksvoll der Sternenhimmel doch früher in Schleswig-Holstein aussah. Inzwischen scheinen die Sterne zunehmend zu verschwinden, lediglich auf dem Lande außerhalb der Städte scheint der Sternenhimmel noch halbwegs in Ordnung zu sein.

Schleswig-Holstein und Hamburg bei Nacht: Auf dem Bild des NASA-Satelliten Suomi werden nicht nur kleinste Siedlungen sondern auch Schiffe sichtbar

Warum man immer weniger Sterne sieht, ist schnell erklärt: Wo Menschen siedeln, muss es auch nachts Licht geben. Straßenlaternen, Haustür- und Gartenbeleuchtung sorgen die ganze Nacht, oft auch ohne Notwendigkeit, für einen hellen Schein in unserer Umgebung. Das Ende der dunklen Nacht hat aber noch mehr Gründe: beleuchtete Werbeflächen, Skybeamer, beleuchtete Sehenswürdigkeiten, Industrieanlagen und auch Großparkplätze werfen ihr helles Licht nicht nur auf den Boden, sondern sehr häufig auch nach oben.

Hin und wieder bekamen Astronomen die Möglichkeit, nächtliche Fotografien von Militärsatelliten auszuwerten, um nach dunklem Himmel zu suchen. Nun hat die NASA endlich einen zivilen Satelliten mit einer Art Super-Kamera zu Erdbeobachtung bei Nacht ausgestattet. Der Satellit Suomi liefert jetzt Aufnahmen in bisher ungeahnter Auflösung und Qualität. Zu erkennen sind nicht nur die Ausdehnung von Siedlungen und Industrie, sondern auch Vulkanausbrüche, Waldbrände oder Schiffe auf dem Ozean.

Auch Schleswig-Holstein und Hamburg sind von Sumoi überflogen und fotografiert worden. Dabei dominiert der nächtliche Schein Hamburgs die ganze Region. Aber auch Lübeck, Kiel, Neumünster und Flensburg sind auf der Karte nicht zu übersehen. Bei genauerer Betrachtung sind neben den Inseln auch zahlreiche kleinere Siedlungen, sogar Schiffe auf Nord- und Ostsee von der Hochleistungskamera erfasst worden und selbst die Autobahn 7 und der Nord-Ostsee Kanal sind bei Nacht vom Weltraum aus zu sehen.

Für die Astronomen unseres Landes bestätigt sich nun, was sie schon lange vermuteten: In Schleswig-Holstein wird es nachts nirgendwo mehr richtig dunkel. Anderen Bundesländern geht es da kaum besser. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch Regionen, die fast ohne Lichtverschmutzung den ungestörten Blick auf den Sternenhimmel zulassen.

Satellitenbild Neumünsters bei Nacht – Foto: NASA
Überall wo Menschen siedeln gibt es auch nächtliche Beleuchtung. Ein erheblicher Teil dieses Lichts strahlt unnütz in den Weltraum und stört Natur, Tierwelt und auch Astronomen.

Doch selbst, wenn wir Menschen uns entscheiden sollten, des Nachts öfter mal das Licht abzuschalten, zu dimmen oder gar von Bewegungsmeldern steuern zu lassen, so wird sich Lichtverschmutzung nicht ganz vermeiden lassen. Ein irgendwie beleuchteter Boden reflektiert das Licht automatisch auch gen Himmel. Ein gutes Beispiel für dieses Reflektionsverhalten ist der Mond, denn auch er reflektiert ja nur das Licht der Sonne.

Die Initiative der Vereinigung der Sternfreunde gegen Lichtverschmutzung stellt auf ihrer Homepage zahlreiche Hintergrundinformationen zum nächtlichen Beleuchtungswahn zur Verfügung. So mindert der aufgehellte Nachthimmel nicht nur den Blick auf die Sterne, sondern beeinträchtigt vor allem auch  die Tier- und Pflanzenwelt. Naturschutzverbände schätzen, dass allein in Deutschland jede Nacht Milliarden Insekten den Leuchtkörpern zum Opfer fallen. Außerdem werden erwiesenermaßen Fledermäuse oder Zugvögel stark irritiert.

Zunehmend befassen sich auch Forscher mit dieser  Thematik. Schon jetzt lässt sich sagen, dass auch der Mensch die Dunkelheit unbedingt zur Erholung braucht, denn sein Melatoninspiegel steuert die Schlaftiefe. Da erscheint es verständlich, dass immer mehr Menschen ihr Heim mit Jalousien und Rollläden ausstatten, damit die Laternen nicht mehr ins Schlafzimmer leuchten.

Auch verschiedene Bundesministerien haben inzwischen erkannt, dass im Bereich der Lichttechnik noch viel Einsparpotenzial steckt. So wurden bereits verschiedene Förderprogramme aufgelegt, welche beispielsweise zur Entwicklung von Steuerungssoftware für bedarfsgerechte LED-Beleuchtung führen sollen. Aber auch die Auswirkungen der nächtlichen Beleuchtung auf den Menschen sollen stärker erforscht werden.

Veränderung der Lichtemissionen von 1993 bis 2002:
Gelb bedeutet eine Zunahme des Licht
Rot eine noch stärkere Zunahme.
Lila und Blau bedeuten eine Abnahme.
Kiel und Lübeck emittieren weniger Licht.Neumünster strahlt stärker in den Weltraum.
Foto: VdS Fachgruppe Dark Sky

Wenn man die von der Vereinigung der Sternfreunde zur Verfügung gestellten Daten auswertet, stellt man fest, dass die Lichtverschmutzung weltweit und auch in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stetig zugenommen hat. Manche sehen die Verdrängung der Nacht sogar als gesellschaftliche Errungenschaft. Ob diese Entwicklung aufzuhalten oder gar umzukehren ist, bleibt fraglich, wäre aber nach wie vor sehr wünschenswert.

 

Die Erde bei Nacht – Karte von NASA und Google

Lichtverschmutzung in Neumünster: www-sternwarte-nms.de

Buchtipp: Das Ende der Nacht – Die globale Lichtverschmutzung und ihre Folgen,  von Thomas Posch, Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann (11. November 2009)

Initiative gegen Lichtverschmutzung: https://www.lichtverschmutzung.de/