Sternwartengeschichte

Der Aufbau der vhs-Sternwarte Neumünster

In den 1960er Jahren war das Interesse der Bevölkerung an astronomischen Themen sehr groß. Zu jener Zeit fand an der Volkshochschule Neumünster ein Kurs statt, der sich mit praktischer Astronomie beschäftigte. 1969 bekam diese Gruppe um den damaligen Kursleiter Horst Bender von einer namhaften Kaufhauskette ein parallaktisch montiertes Linsenteleskop geschenkt. An die Schenkung war jedoch die Bedingung geknüpft, für das Gerät einen festen Beobachtungsstandort einzurichten.

Man wählte dafür ein Gebäude der ehemaligen Marinefunkstation Hahnknüll aus. Das Gebäude wurde während des 2. Weltkrieges mit einem Flakturm versehen, der bis 1969 ungenutzt der Witterung ausgesetzt war. Das Gebäude selbst wurde als Altenheim genutzt.

Die Firma Stock Guss hatte den Rohbau der Kuppel hergestellt. Hier werden die Einzelteile gerade auf den Turm gesetzt. Foto: Walther Erben/Sammlung: M. Krebs

Mit Genehmigung der Stadt Neumünster und der Volkshochschule organisierte der spätere Sternwartenleiter Horst Bender den Bau einer 5,5 Meter durchmessenden Sternwartenkuppel auf dem Flakturm. Mit Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Helfer und der Unterstützung der örtlichen Wirtschaft gelang es, nicht nur die größte Sternwartenkuppel des Landes Schleswig-Holstein zu bauen, sondern auch ein Büro, einen Vortragsraum und eine Teleskopwerkstatt einzurichten.

Am 5. November 1971 wurde die vhs-Sternwarte Neumünster feierlich von Professor Unsöld (Universität Kiel) eingeweiht.

Weitere finanzielle Unterstützung durch die Stadt und auch die Stadtwerke Neumünster führten zu Beginn der 1970er Jahre zur Anschaffung eines neuen Hauptinstruments. Man entschied sich für die Installation eines 10 Zoll Newton Teleskops auf einer ALT-5 Montierung. Dieses Gerät wurde nach mehrmaliger Modernisierung erst im Jahr 2011 außer Dienst gestellt.

 

Astrofotografie an der vhs-Sternwarte Neumünster

Die vhs-Sternwarte Neumünster erlangte vor allem durch die Leistungen in der Astrofotografie der 1970er Jahre einen hohen Bekanntheitsgrad. Zu verdanken ist dies vor allem Franz Haar, der bis 1974 an der Berliner Wilhelm-Förster-Sternwarte fotografiert hatte.

Franz Haar nutzte den  dunkleren Sternenhimmel am Rande der Stadt und bannte mit Hilfe des 10 Zoll Newton Teleskops zahlreiche lichtschwache Nebel auf Dia und Film. Mit seinem Schüler Bernd Schatzmann gelang ihm auch eine seltene Aufnahme des Kometen West im Jahr 1976.

Viele der Aufnahmen der beiden Astrofotografen wurden in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht. Der fachliche Austausch mit Fotografen anderer Sternwarten führte letztlich zur Gründung des Norddeutschen Astrofototreffens (NAFT). Diese Fachtagung wird seit den 1980er Jahren zweimal jährlich an wechselnden Veranstaltungsorten in Norddeutschland durchgeführt.