Astronomietag mit Schweifstern

Heute, am 16.03.2013 findet der 11. Tag der Astronomie statt. Die vhs-Sternwarte öffnet von 14-22 Uhr.

„Kometen – Vagabunden des Sonnensystems“ – unter diesem eindrucksvollen Motto steht in diesem Jahr der bundesweite Astronomietag, an dem sich neben über 100 anderen Sternwarten auch die vhs-Sternwarte Neumünster beteiligen wird.

2013 sollen gleich zwei Kometen mit bloßem Auge sichtbar werden. Der erste, Komet PANSTARRS, wird schon während des Astronomietages zu sehen sein. Deshalb wird die vhs-Sternwarte in diesem Jahr nicht nur die Fernrohre unter der Kuppel auf den Himmel richten, sondern auch vor der Sternwarte soll (bei gutem Wetter) das größte mobile Teleskop Norddeutschlands aufgebaut werden. Damit können Besucher in die unendlichen Weiten des Weltalls abtauchen und auch auf Kometenjagd gehen.

Komet Hale-Bopp im Jahr 1997 fotografiert von Bernd Schatzmann

 Mit dem Thema „Vagabunden des Weltalls“ wird sich auch unser Gastdozent und Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski in seinen beiden Vorträgen (um 17:00 Uhr und um 19:00 Uhr) befassen. Der bekannte Buchautor wird dabei interessierte Besucher sehr anschaulich und humorvoll in die Tiefen unseres Sonnensystems entführen und von Schweifsternen, Kleinplaneten und anderen Vagabunden berichten.

Bei gutem Wetter können Besucher an der vhs-Sternwarte nicht nur den Mond beobachten.

Die Sternwarte öffnet ihre Kuppel aber schon ab 14 Uhr. Sofern die Sonne scheint, können Besucher dann schon durch das neue, hochmoderne Sonnenteleskop der vhs-Sternwarte schauen und live die explosiven und dynamischen Vorgänge auf der Sonnenoberfläche beobachten.

Wir freuen uns auf viele interessierte Besucher!

Die Erde bei Nacht

Wer des Nachts einmal die unendlichen Weiten des Universums genießen möchte, muss sich auch zwangsläufig mit einem Problem auseinander setzen: Wo finde ich eigentlich noch dunklen Himmel?

Gerade ältere Menschen berichten an der Sternwarte gerne davon, wie wunderbar und eindrucksvoll der Sternenhimmel doch früher in Schleswig-Holstein aussah. Inzwischen scheinen die Sterne zunehmend zu verschwinden, lediglich auf dem Lande außerhalb der Städte scheint der Sternenhimmel noch halbwegs in Ordnung zu sein.

Schleswig-Holstein und Hamburg bei Nacht: Auf dem Bild des NASA-Satelliten Suomi werden nicht nur kleinste Siedlungen sondern auch Schiffe sichtbar

Warum man immer weniger Sterne sieht, ist schnell erklärt: Wo Menschen siedeln, muss es auch nachts Licht geben. Straßenlaternen, Haustür- und Gartenbeleuchtung sorgen die ganze Nacht, oft auch ohne Notwendigkeit, für einen hellen Schein in unserer Umgebung. Das Ende der dunklen Nacht hat aber noch mehr Gründe: beleuchtete Werbeflächen, Skybeamer, beleuchtete Sehenswürdigkeiten, Industrieanlagen und auch Großparkplätze werfen ihr helles Licht nicht nur auf den Boden, sondern sehr häufig auch nach oben.

Hin und wieder bekamen Astronomen die Möglichkeit, nächtliche Fotografien von Militärsatelliten auszuwerten, um nach dunklem Himmel zu suchen. Nun hat die NASA endlich einen zivilen Satelliten mit einer Art Super-Kamera zu Erdbeobachtung bei Nacht ausgestattet. Der Satellit Suomi liefert jetzt Aufnahmen in bisher ungeahnter Auflösung und Qualität. Zu erkennen sind nicht nur die Ausdehnung von Siedlungen und Industrie, sondern auch Vulkanausbrüche, Waldbrände oder Schiffe auf dem Ozean.

Auch Schleswig-Holstein und Hamburg sind von Sumoi überflogen und fotografiert worden. Dabei dominiert der nächtliche Schein Hamburgs die ganze Region. Aber auch Lübeck, Kiel, Neumünster und Flensburg sind auf der Karte nicht zu übersehen. Bei genauerer Betrachtung sind neben den Inseln auch zahlreiche kleinere Siedlungen, sogar Schiffe auf Nord- und Ostsee von der Hochleistungskamera erfasst worden und selbst die Autobahn 7 und der Nord-Ostsee Kanal sind bei Nacht vom Weltraum aus zu sehen.

Für die Astronomen unseres Landes bestätigt sich nun, was sie schon lange vermuteten: In Schleswig-Holstein wird es nachts nirgendwo mehr richtig dunkel. Anderen Bundesländern geht es da kaum besser. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch Regionen, die fast ohne Lichtverschmutzung den ungestörten Blick auf den Sternenhimmel zulassen.

Satellitenbild Neumünsters bei Nacht – Foto: NASA
Überall wo Menschen siedeln gibt es auch nächtliche Beleuchtung. Ein erheblicher Teil dieses Lichts strahlt unnütz in den Weltraum und stört Natur, Tierwelt und auch Astronomen.

Doch selbst, wenn wir Menschen uns entscheiden sollten, des Nachts öfter mal das Licht abzuschalten, zu dimmen oder gar von Bewegungsmeldern steuern zu lassen, so wird sich Lichtverschmutzung nicht ganz vermeiden lassen. Ein irgendwie beleuchteter Boden reflektiert das Licht automatisch auch gen Himmel. Ein gutes Beispiel für dieses Reflektionsverhalten ist der Mond, denn auch er reflektiert ja nur das Licht der Sonne.

Die Initiative der Vereinigung der Sternfreunde gegen Lichtverschmutzung stellt auf ihrer Homepage zahlreiche Hintergrundinformationen zum nächtlichen Beleuchtungswahn zur Verfügung. So mindert der aufgehellte Nachthimmel nicht nur den Blick auf die Sterne, sondern beeinträchtigt vor allem auch  die Tier- und Pflanzenwelt. Naturschutzverbände schätzen, dass allein in Deutschland jede Nacht Milliarden Insekten den Leuchtkörpern zum Opfer fallen. Außerdem werden erwiesenermaßen Fledermäuse oder Zugvögel stark irritiert.

Zunehmend befassen sich auch Forscher mit dieser  Thematik. Schon jetzt lässt sich sagen, dass auch der Mensch die Dunkelheit unbedingt zur Erholung braucht, denn sein Melatoninspiegel steuert die Schlaftiefe. Da erscheint es verständlich, dass immer mehr Menschen ihr Heim mit Jalousien und Rollläden ausstatten, damit die Laternen nicht mehr ins Schlafzimmer leuchten.

Auch verschiedene Bundesministerien haben inzwischen erkannt, dass im Bereich der Lichttechnik noch viel Einsparpotenzial steckt. So wurden bereits verschiedene Förderprogramme aufgelegt, welche beispielsweise zur Entwicklung von Steuerungssoftware für bedarfsgerechte LED-Beleuchtung führen sollen. Aber auch die Auswirkungen der nächtlichen Beleuchtung auf den Menschen sollen stärker erforscht werden.

Veränderung der Lichtemissionen von 1993 bis 2002:
Gelb bedeutet eine Zunahme des Licht
Rot eine noch stärkere Zunahme.
Lila und Blau bedeuten eine Abnahme.
Kiel und Lübeck emittieren weniger Licht.Neumünster strahlt stärker in den Weltraum.
Foto: VdS Fachgruppe Dark Sky

Wenn man die von der Vereinigung der Sternfreunde zur Verfügung gestellten Daten auswertet, stellt man fest, dass die Lichtverschmutzung weltweit und auch in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stetig zugenommen hat. Manche sehen die Verdrängung der Nacht sogar als gesellschaftliche Errungenschaft. Ob diese Entwicklung aufzuhalten oder gar umzukehren ist, bleibt fraglich, wäre aber nach wie vor sehr wünschenswert.

 

Die Erde bei Nacht – Karte von NASA und Google

Lichtverschmutzung in Neumünster: www-sternwarte-nms.de

Buchtipp: Das Ende der Nacht – Die globale Lichtverschmutzung und ihre Folgen,  von Thomas Posch, Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann (11. November 2009)

Initiative gegen Lichtverschmutzung: https://www.lichtverschmutzung.de/

 

Vagabunden des Weltalls

Astronomietag am 16.03.2013 mit Dr. Erik Wischnewski

Nicht nur für die acht Planeten ist unser Sonnensystem eine Heimat, sondern auch für zahlreiche Kleinplaneten und Kometen. Manchmal fliegen diese Himmelskörper dicht an der Erde vorbei wie z. B. der Kleinplanet 2012DA14 oder stürzen auf die Erde nieder. Manch andere bleiben in respektvoller Distanz und winken uns mit ihrem langen Schweif aus der Ferne zu. Dazu zählen im Frühjahr der Komet PANSTARRS und im Herbst der Komet ISON. Über diese Vagabunden unseres Sonnensystems berichtet der Kaltenkirchener Astrophysiker und Buchautor Dr. Erik Wischnewski in seiner bekannt lockeren Art. Wegen der großen Resonanz beim letztjährigen Astronomietag findet der Vortrag dieses Jahr zweimal statt: um 17:00 und um 19:00 Uhr. Beide Vorträge sind auch für Kinder geeignet.

Komet Hyakutake im Jahr 1996 – Fotograf: Franz Haar (vhs-Sternwarte Neumünster)

 

Mehr zum Astronomietag finden Sie hier:

 

Heute schrammt 2012 DA14 an der Erde vorbei

Am Abend des 15.Februar bekommt die Erde Besuch. Der erst 2012 entdeckte  Asteroid 2012DA14 fliegt mit einem minimalen Abstand von nur ca. 23.000 km sogar unterhalb mancher Satellitenbahnen an der Erde vorbei.

Bei gutem Wetter ist zu beobachten wie er von ca. 20:00 Uhr (UTC) bis in die Morgenstunden seinen Weg  durch die Sternbilder  Jungfrau, Haar der Berenike, Jagdhunde, Großer Wagen, Drache und  kleiner Wagen nimmt bevor er dann im Sonnenaufgang verblasst.
Dabei erscheint er ausreichend hell das man Ihn bereits mit einem handelsüblichen Fernglas verfolgen kann.

 

Berechnete Flugbahn mit Daten der NASA vom 12.01.2013 mit Uhrzeiten (Zeiten in UTC)

Der Asteroid 2012DA14 wurde am 23.Februar 2012 in Spanien entdeckt und gehört zur Apollo-Klasse. Er hat einen geschätzten Durchmesser von 46 Metern und eine Masse von ca. 130.000 Tonnen.
Objekte ähnlicher Größe haben bei Ihrem Auftreffen auf der Erde den Barringer Krater in Arizona oder die Zerstörungen von Tunguska 1908 bewirkt.
2012DA14 wird nichts dergleichen bewirken. Er fliegt an uns vorbei – nach astronomischem Maßstab jedoch nur knapp.

Achtung:

Die Astronomen der vhs-Sternwarte werden bei passendem Wetter versuchen im Rahmen eines Forschungsprojektes Aufnahmen des Asteroiden zu machen. Daher ist während des Vorbeiflugs des Asteroiden KEIN Blick durch unser großes Teleskop möglich.

Industriegebiet-Nord: Eine Katastrophe für die Sternwarte?

Als die vhs-Sternwarte vor über 40 Jahren auf dem Dach des damaligen Seniorenheims am Hahnknüll aufgebaut wurde, war man überzeugt, den perfekten Standort unter dunklem Himmel gefunden zu haben. Die Stadt würde sich sicher nicht bis zur Sternwarte ausdehnen, dachte man damals.

Heute sieht die Welt leider anders aus. Seit Ende der 1970er Jahre bereitet die Helligkeit der Stadt den Astronomen zunehmend Schwierigkeiten. Heute sind ca. 50 % des Himmels am Hahnknüll für Astrofotografie nur sehr eingeschränkt nutzbar. Lediglich am Nord- und Westhimmel kann noch in die Tiefen des Universums hinein beobachtet werden.

Nun ist jedoch geplant, ca. 900 Meter nördlich der Sternwarte ein großes Industriegebiet auszuweisen. Möglicherweise siedelt sich dort ein großes Logistikunternehmen an, welches rund um die Uhr arbeiten würde. Das bedeutet: Mehr Straßenbeleuchtung, beleuchtete Parkplätze, beleuchtete Werbeflächen in Sichtweite der Sternwarte.

Nachdem in den vergangenen Jahren Spenden im Wert von mehreren 10 000 € zur Modernisierung der vhs-Sternwarte geflossen sind, ist das ein herber Rückschlag. Nun scheint auch der nördliche Sternenhimmel verloren, und die Zukunft der Sternwarte muss in Frage gestellt werden.

Nach einem offenen Brief an die Stadt kam es kürzlich zu einem Treffen mit Vertretern von Bauamt, Stadtverwaltung und Wirtschaftsagentur. Um Rücksicht auf die Arbeitsfähigkeit der Warte zu nehmen, wird nun überlegt, im neuen Industriegebiet vollständig auf sogenannte „Cut-off-Leuchtkörper“ zu setzen. Damit könnte übermäßige Lichtverschmutzung eingedämmt, und ein Blenden der Sternwarte vermieden werden.

Auch wird nun geprüft, inwieweit die Gestaltung von beleuchteter Werbung an den Gebäuden „sternwartenfreundlich“ vorgenommen werden kann. Scheinwerfer, die in den Himmel  strahlen, sollten möglichst vermieden werden.

Diese ersten Gespräche bieten Grund zur Hoffnung. Letztlich ist aber die Politik gefragt, diese Pläne auch zu bewilligen. Es ist nicht übertrieben, dass die Zukunft der vhs-Sternwarte von diesen Entscheidungen abhängt.

So oder so: Der Himmel an der Sternwarte wird durch das Industriegebiet deutlich aufgehellt. Wir hoffen dennoch, die Warte als Beobachtungsstandort erhalten zu können.

Lesen Sie dazu auch unseren Leitartikel zum Thema:

Lichtverschmutzung über Neumünster

Der junge Mond besucht Merkur und Mars

Am kommenden Montagabend (11.02.2013) lohnt sich der Blick gen Westhorizont besonders, denn der junge Mond besucht die Planeten Merkur und Mars

Merkur und Mondsichel am 7. Mai 2008 bei Krogaspe fotografiert. Ein ganz ähnliches Bild wird sich am kommenden Montag am Abendhimel zeigen.

Nur 35 Stunden nach Neumond besucht die schmale Mondsichel  2 helle Planeten nahe am Horizont. Der kleine Merkur  ist dieser Tage besonders gut in der Dämmerung zu erkennen. Am 11.02. gegen 18:30 MEZ steht der sonnennächste Planet Merkur rund 5° östlich der nur 2,5% beleuchteten Mondsichel.

Knapp über dem Horizont ist auch noch der kleine rote Mars zu erkennen. Er verabschiedet sich derzeit vom Nachthimmel.

Solch Planetenkonstellationen sind ideale Gelegenheiten für stimmungsvolle Fotografien des abendlichen Himmel. Vorausgesetzt ist natürlich wie immer passendes Wetter. Viel Erfolg beim Beobachten.

Wenn ein Stern stirbt…

Vor fast 1000 Jahren beobachteten chinesische Astronomen im Sternbild Stier einen neuen Stern, der sogar über mehrere Wochen am Taghimmel sichtbar war. Bei diesem Stern handelte es sich jedoch in Wirklichkeit gar nicht um einen neuen Stern, sondern vielmehr um einen riesigen alten Stern, der in einer gigantischen Supernova-Explosion sein Leben aushauchte.

Wenn Astronomen heute ihr Fernrohr auf besagte Stelle im Sternbild Stier ausrichten, finden sie dort ein kleines nebelartiges Objekt, einen planetarischen Nebel, der mit Planeten jedoch absolut nichts zu tun hat. Es sind die Überreste des Sterns, die sich jetzt immer noch mit einer Geschwindigkeit von ca. 1500 km pro Sekunde ausdehnen.

Diese Aufnahme des Krebsnebels M1 wurde am DINO (Deepsky Instrument of Neumünster Observatory) aufgenommen. 139 Einzelaufnahmen wurden dafür zu einem Summenbild verarbeitet. Es ergibt sich eine Gesamtbelcihtungszeit von 65 Minuten. Diese Qualität war nur durch die Leihgabe einer speziellen Kamera mit astronomischen Filtern möglich. Fotografen: Marco Ludwig, Andreas Rex, Katharina Behrendt

Im Zentrum des Nebels findet sich heute ein kleiner Neutronenstern. Diese „Sternleiche“ von der Größe Neumünsters rotiert tatsächlich ca. 30 Mal pro Sekunde um die eigene Achse. Dieser Neutronenstern besteht aus hochkomprimiertem Material und ist, trotz seiner geringen Größe, über 300 Mal so schwer wie unsere Erde. Ein Fingerhut voll mit diesem Material würde mehrere 1000 Tonnen wiegen.

Übrigens: Als die chinesischen (und wohl auch andere) Astronomen diese Supernova sahen, war der Stern bereits über 5000 Jahre „tot“. Heute ist bekannt, dass er ca. 6300 Lichtjahre von uns entfernt ist.