Astrofoto des Monats April: Iridium Flare

Astrofoto des Monats: Iridium Flare

 

Die meisten Leser werden dieses Sternbild wohl kennen. Richtig, es ist der große Wagen, der hier über der vhs-Sternwarte Neumünster zu sehen ist. Aber woher kommt der helle Streifen im Bild? Eine Sternschnuppe? Nein, dort ist ein Iridium-Satellit vorbei gezogen.

Iridium Flare über der Sternwartenkuppel

Iridium ist ein Edelmetall aus der Platin-Gruppe. Aber die Iridium-Satelliten haben nicht wirklich etwas mit dem kostbaren Metall zu tun. Die Betreiber der Satelliten haben sich diesen Namen ausgesucht, weil sie ursprünglich 77 Satelliten um die Erde kreisen lassen wollten, so wie im Element Iridium 77 Elektronen um den Atomkern kreisen.  Iridium-Satelliten dienen zu Telefonverbindungen. Wenn man in einer ganz abgelegenen Gegend unterwegs ist, in der Wüste oder auf hoher See, wo es keine Handyverbindung gibt, kann man mit einem speziellen Iridium-Telefon die Verbindung direkt über Satelliten herstellen.

 

Iridium-Satelliten sind relativ klein. Normalerweise kann man sie mit bloßen Augen nicht sehen, wenn sie über uns vorbeifliegen. Aber ihre Antennen haben ebene Oberflächen, die mit blankem Aluminium beschichtet sind. Auf Licht wirken sie wie Spiegel. Und wenn eine der Antennen gerade einmal so ausgerichtet ist, dass sie das Sonnenlicht genau zu uns herunter spiegelt, wird sie für wenige Sekunden sehr hell. Das nennt man dann einen Iridium Flare. (engl. flare = aufleuchten) Es ist faszinierend, dass man nicht nur die Umlaufbahnen der Satelliten, sondern auch die Winkelstellung der Antennen so genau unter Kontrolle hat, dass man vorhersagen kann, wann so ein Flare an einem bestimmten Ort auf der Erde zu sehen sein wird.

 

Wenn Sie selbst einmal nach einem Iridium Flare Ausschau halten wollen, können Sie die Zeiten auf www.heavens-above.com erfahren. Man muss dort seinen Beobachtungsort eingeben, möglichst auf den Kilometer genau, aber das ist mit einer zoombaren Karte kein Problem. Und bei der Auswahl der hellsten Flares sollte man wissen, dass die astronomische Helligkeitsskala „verkehrt“ ist: je kleiner die Zahl, desto größer die Helligkeit.  Der Ursprung dieser Skala liegt schon im Altertum. Der berühmte Astronom Hipparch von Nicaea hat im zweiten Jahrhundert vor Christus so etwas wie Schulnoten an die Sterne vergeben. Die hellsten Sterne bekamen in Helligkeit eine Eins und die schwächsten eine Sechs. Der englische Astronom N. R. Pogson hat diese Skala im Jahr 1856 nach beiden Seiten erweitert. Jetzt gibt es negative Zahlen für besonders helle Objekte. Die hellsten Iridium Flares können für einen kurzen Moment -8 bis -9 erreichen. Damit erscheinen sie rund 10000-fach heller als die Sterne des großen Wagens.

 

Text: Jürgen Kahlhöfer

Foto: Marco Ludwig und Jürgen Kahlhöfer