Merkur – Planet der Extreme

Sechs der acht Planeten in unserem Sonnensystem können geübte Sternengucker mit bloßem Auge erkennen, der Kleinste unter ihnen macht es dem Beobachter aber schwer. In diesem Monat ist die Gelegenheit aber besonders günstig, um Merkur mit eigenen Augen zu sehen.

Der kleinste Planet im Sonnensystem ist nach dem römischen Gott der Händler benannt. Trotz seiner geringen Größe gilt Merkur aber als Planet der Extreme, denn er ist u.a. auch der sonnennächste Vertreter seiner Art. Nur 57 Millionen Kilometer trennen ihn von seinem Heimatstern, was am Tage zu Temperaturen von bis zu 430°C führen kann. In nur 88 Tagen saust er dabei einmal um die Sonne mit einer mittleren Bahngeschwindigkeit von rund 47 Kilometern pro Sekunde (Vergleich Erde: ca. 30 Kilometer pro Sekunde). Während eines Erdenjahres vergehen daher vier Merkurjahre.

Mit 4879 Kilometern Durchmesser ist Merkur tatsächlich nur gut 1300 Kilometer größer als unser Erdmond. Auch seine graue Oberfläche gleicht unserem Erdtrabanten, da sie mit Einschlagkratern aus der Frühzeit unseres Sonnensystems übersät ist. Tatsächlich ist seine Oberfläche aber so dunkel, dass er nur wenig von dem vielen Sonnenlicht ins Weltall zurückwerfen kann.

In der Abenddämmerung zeigte sich Merkur am 6. Mai 2008 links neben der schmalen Mondsichel. Fotograf: Marco Ludwig

Da er, genau wie die Venus, innerhalb der Erdumlaufbahn um die Sonne kreist, erscheint er dem Beobachter immer nur kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang. Zu der Zeit macht sich meist aber auch die Dämmerung bemerkbar, weshalb der kleine Merkur dem Blick des Beobachters oft entgeht. Aus diesem Grund soll der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus den Planeten Merkur nie selber gesehen haben, was er noch auf dem Sterbebett beklagen musste.

In diesem Monat stehen die Chancen für Merkurfreunde aber so günstig wie im ganzen Jahr nicht mehr. Zur Monatsmitte sollte er in der Abenddämmerung tief am Westhorizont zu erspähen sein. In der Nähe zeigt sich sogar die helle Venus. Unser aktuelles Astronomiefoto des Monats zeigt den kleinen Merkur direkt neben der schmalen Mondsichel am 06.05.2008 bei Krogaspe. Für Fotografen ergibt sich ein ähnlich lohnenswertes Bild am Abend des 19. März dieses Jahres. Dann können Fotografen Merkur, Venus und die Mondsichel gemeinsam auf einem Bild festhalten.

Foto und Text: Marco Ludwig – Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster