50 Jahre Apollo 11 – Ein kleiner Schritt…

50 Jahre Apollo 11 – Ein kleiner Schritt für einen Menschen

Von Marco A. Ludwig

Als der amerikanische Astronaut Neil Armstrong am 20. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf die Mondoberfläche setzte, war es für ihn und die gesamte Menschheit der spannende Höhepunkt eines erbitterten Wettstreits zweier Nationen. Über ein Jahrzehnt hatten die Sowjetunion und die USA um die Vorherrschaft im Weltall gerungen. Mit Neil Armstrongs „kleinem Schritt“ erfüllte sich die Menschheit aber auch einen Traum, der unzählige Menschen wahrscheinlich schon über Jahrtausende begleitet hatte.

Der Mensch auf dem Mond. Das vielleicht bedeutendste historische Ereignis jährt sich nun zum 50. Mal. Foto: NASA

Das größte Abenteuer der Menschheit

Als US-Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 vor dem amerikanischen Kongress ankündigte, einen Menschen sicher zum Mond und wieder zurück zur Erde bringen zu wollen, gab er den Startschuss für das vielleicht größte Abenteuer der Menschheitsgeschichte. Bis zu jenem Tag hatten die Vereinigten Staaten ganze 15 Minuten Weltraumerfahrung gesammelt. Astronaut Alan Shepard war am 5. Mai im Rahmen seiner Mercury-Redstone-3 Mission als erster Amerikaner ins All gestartet; allerdings erfolgte dieser Start zu spät. Wenige Wochen zuvor, am 12. April 1961, umrundete der russische Kosmonaut Juri Gagarin in seinem Wostok 1 Raumschiff als erster Mensch die Erde. Seit dem Start des ersten Satelliten in den Erdorbit am 4. Oktober 1957 lieferten sich die Sowjetunion und die USA einen erbitterten Wettstreit um die Vorherrschaft im Weltall. Mit Juri Gagarins historischem Erstflug wurden die USA wieder einmal schmerzhaft auf den zweiten Platz verwiesen. Dies sollte sich nach Kennedys Worten ändern. „Es ist an der Zeit, für unsere Nation eine führende Rolle in der Weltraumfahrt zu übernehmen“, sprach Kennedy. Noch vor Ablauf des Jahrzehnts sollen die Vereinigten Staaten diese unglaubliche Herausforderung meistern. Kennedy eröffnete mit seiner legendären Rede offiziell den Wettlauf zum Mond.

So sollte die Mondlandung gelingen

Präsident Kennedy war schon während seiner Rede vor dem Kongress klar, dass das Projekt Mondlandung ungeheure finanzielle und personelle Mittel fordern würde. Wie genau man zum Mond reisen könnte, war 1961 auch noch längst nicht klar. Kennedy wusste jedoch einen Mann auf seiner Seite, der als Team-Leiter schon beim Raumflug von Alan Shepard eine entscheidende Rolle gespielt hat: Der deutsche Raketeningenieur Wernher von Braun.

Er hatte viele Leute und letztlich auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten mit seiner Idee der Mondlandung angesteckt. Er war es auch, der für die NASA das Konzept zur Mondlandung festlegen sollte. Um drei Astronauten zum Mond zu bringen, müsste  man zunächst die größte und leistungsstärkste Rakete der Welt entwickeln, die Saturn V Rakete. Mit ihr wurden gleich zwei Raumschiffe gestartet: Zum einen das Kommandomodul, in dem die Astronauten zum Mond und wieder zurück zur Erde reisen konnten, zum anderen die Mondlandefähre, mit der zwei Astronauten auf der Mondoberfläche landen und wieder zurück zum Kommandomodul starten sollten. Nachdem die Mondlandefähre wieder mit dem Kommandomodul gekoppelt war, sollten die zwei Astronauten zusammen mit gesammeltem Mondgestein in das Mutterschiff umsteigen und wieder zurück zur Erde starten. Nach einer Reise von über 700 000 Kilometern und nach mindestens einer Woche im All sollte die Crew unbeschadet im pazifischen Ozean wassern. Dort sollte die Apollo-Raumkapsel mit den Astronauten von der Marine geborgen werden.

  Training im Weltall – Das Gemini-Projekt

Heute wissen wir, dass dieses Konzept funktioniert hat. Bis Neil Armstrong und nach ihm elf weitere Menschen auf dem Mond spazieren konnten, war ein langer und steiniger Weg zu gehen. Nach dem Mercury-Programm, bei dem die USA bewiesen hatten, dass sie einen Menschen in den Erdorbit schicken konnten, wurde das Gemini-Programm aufgelegt. Es sollte das Apollo-Mondlandungsprogramm vorbereiten. Mit Gemini (lat.: Zwillinge) sollten in einem Raumschiff zwei Astronauten ins Weltall starten und dort verschiedene Manöver, wie z.B. Weltraumspaziergänge und Andockvorgänge, erproben.

Gleichzeitig wollte man auch neue Astronauten für das Apollo-Programm ausbilden. Die Zahl der aktiven Astronauten wurde auf 27 erhöht, und unter den Gemini Astronauten befanden sich auch namhafte Persönlichkeiten wie Jim Lovell, Edward White, Edwin Aldrin und Neil Armstrong.

Ed White führte als erster amerikanischer Astronaut einen sog. Weltraumspaziergang durch. Er befand sich rund 20 Minuten außerhalb der Gemini-Raumkapsel. Sein wenige Millimeter dicker Raumanzug schützte ihn dabei vor dem tödlichen Vakuum des Weltalls. Foto: NASA

Edward White führte als erster Amerikaner einen Weltraumspaziergang durch, indem er das Gemini-Raumschiff für rund 20 Minuten verließ. Der spätere Apollo 8 Astronaut und Kommandant der legendären Apollo 13-Crew Jim Lovell war Teil der Gemini 7 Besatzung. Zusammen mit Frank Borman blieb Gemini 7 ganze 14 Tage im All und stellte somit einen Langzeitrekord auf. Neil Armstrong dagegen flog mit Gemini 8 ins All. Zusammen mit seinem Kollegen David Scott gelang das erste Kopplungsmanöver zweier Raumschiffe. Kurz nach der Kopplung mit einem Zielsatelliten trat jedoch ein Defekt auf, und beide Raumschiffe begannen sich unkontrolliert zu drehen. Mensch und Material wurden bis zur Belastungsgrenze beansprucht, und erst kurz vor dem Bewusstseinsverlust leitete Armstrong eine erfolgreiche Notlandung ein. Trotz dieses Fehlschlags war das Gemini-Projekt ein voller Erfolg, und das Apollo-Abenteuer konnte kommen.

 Apollo 1 – Die Katastrophe

Am 15. November 1966 endete mit Gemini 12 die letzte Gemini-Mission. Die Entwicklung des Apollo Programms war gleichzeitig weit fortgeschritten. Bis zur durch Kennedy gesetzten Deadline, dem Ende des Jahrzehnts, war noch Zeit. Allerdings hatte man noch keines der Apollo-Systeme im Weltall getestet. Gleichzeitig fürchtete man das Mondprogramm der Sowjetunion, das weitestgehend geheim gehalten wurde.

Unter hohem Zeitdruck arbeitete auch die Crew der Apollo 1 Mission daran, alle technischen Probleme der Startvorbereitung zu beheben. Bei einer Simulation des Starts unter Realbedingungen kam es am 27. Januar 1967 auf der Startrampe zu dem Unglück, das die drei Astronauten Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee das Leben kostete. Während des Tests brach im Raumschiff ein Feuer aus, und die Astronauten konnten sich nicht aus der Raumkapsel befreien; sie verbrannten.

Die Untersuchungen ergaben große technische Mängel am neuen Apollo-Raumschiff. So hatte man das Raumschiff mit einer 100%igen Sauerstoffatmosphäre versehen, was dazu führte, dass schwer entflammbare Stoffe auf einmal hochentzündlich waren. Ein kleiner Funke der extrem anfälligen Elektrik reichte aus, um alles in Brand zu stecken. Zudem ließ sich die Luke nur nach innen öffnen. Da aber der Luftdruck im Inneren des Raumschiffs durch das Feuer rasant anstieg, wurde die Luke in die Verankerung gedrückt und ließ sich nicht öffnen.

Dieser Unfall hätte beinahe zum Ende des Apollo-Programms geführt. Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee waren auch nicht die einzigen Opfer des Raumfahrtprogramms. Vier weitere Astronauten starben bei Flugzeugabstürzen während ihrer Tätigkeit für die NASA. Viele Bürger empfanden dieses Opfer als zu groß. Die verbliebenen Astronauten, die nicht nur Kollegen, sondern auch ihre Freunde verloren hatten, setzten sich jedoch für die Weiterführung des Programms ein.

  Zum Mond und weiter

Nach Apollo 1 wurden zahlreiche technische Systeme auf den Prüfstand gestellt. Der erste Flug einer Crew mit dem neuen Apollo-Raumschiff sollte daher erst mit der Apollo 7 Mission am 11. Oktober 1968 erfolgen. Während sich das Kommandomodul als zuverlässig erwies, liefen am Boden noch die Arbeiten für den ersten Test der Mondlandefähre im Erdorbit. Mit der Apollo 8 Mission sollte die zur damaligen Zeit wohl komplizierteste Maschine der Menschheit getestet werden. Die Ingenieure bekamen die zahllosen Probleme jedoch nicht rechtzeitig in den Griff. Gleichzeitig vermeldete der amerikanische Geheimdienst CIA, es könnte eine bemannte Mondmission seitens der Sowjetunion bevorstehen.

Die NASA schrieb daher den Flugplan um und schickte am 21. Dezember erstmals eine Crew mit dem Apollo-Raumschiff zum Mond. Frank Borman, Bill Anders und Jim Lovell waren die Astronauten der Apollo 8 Mission, die auch heute noch als Meilenstein der Menschheitsgeschichte gilt. Erstmals wurde auch die riesige Saturn V Rakete dafür ausersehen, eine Crew in die Mondumlaufbahn zu schießen. Jim Lovell hatte beim Start den Eindruck, in einem entgleisenden Zug zu sitzen. Alle Systeme funktionierten, und das Raumschiff schwenkte sogar erfolgreich in eine Mondumlaufbahn ein. Sie hatten den Auftrag, mögliche Landeplätze für spätere Missionen zu fotografieren, und sahen dabei als erste Menschen überhaupt ihren Heimatplaneten über der Mondoberfläche aufgehen. Das legendäre Bild des Erdaufgangs gilt heute als eines der bedeutsamsten Bilder der Menschheit und wurde von Bill Anders aufgenommen.

Bei der Apollo 8 Mission konnten Menschen erstmals ihren Heimatplaneten über der Mondoberfläche aufgehen sehen. Astronaut Bill Anders hat diesen Erdaufgang im Bild festgehalten. Es gilt bis heute als eine der bedeutendsten Fotografien der Menschheitsgeschichte. Foto: NASA

Nach der erfolgreichen Apollo 8 Mission brauchte es noch zwei weitere Flüge zur Erprobung der Mondlandefähre in der Erdumlaufbahn und in der Mondumlaufbahn. Im Sommer 1969, acht Jahre nach Kennedys Rede vor dem Kongress,  war die NASA bereit für den ersten Versuch einer Mondlandung.

Historischer Wettlauf zweier Weltmächte

Während die Raumfahrtprogramme der USA ständig von  zahlreichen Medien begleitet wurden, war über die sowjetischen Raumfahrtprogramme nur wenig bekannt. Erfolge, wie beispielsweise der Start des ersten Satelliten Sputnik oder des ersten Raumfluges von Juri Gagarin, wurden in der Regel erst nach dem erfolgreichen Start bekannt gegeben.

Die Demonstration technischer Überlegenheit war eine wichtige Propagandawaffe für beide Seiten. Der Erfolgsdruck war mitunter so hoch, dass auch Sicherheitsaspekte immer wieder in den Hintergrund rückten. So starben am 24. Oktober 1960 mindestens 124 Menschen beim bisher größten bekannten Raketenunfall. Am russischen Weltraumbahnhof Baikonur hatte es einen Defekt an einer bereits betankten Interkontinentalrakete gegebenen. General Nedelin wollte den Start der Rakete unbedingt zum Jahrestag der berühmten Oktoberrevolution vermelden und schickte seine Ingenieure unter Missachtung aller Sicherheitsvorschriften an die hochexplosive Rakete. Er selber soll sich demonstrativ direkt an die Gefahrenstelle begeben haben. Es kam zur Explosion, bei der auch General Nedelin sein Leben verlor.

Mit dem Start der amerikanischen Bemühungen einer Mondlandung begann auch auf sowjetischer Seite ein Programm mit dem gleichen Ziel. Bis heute ist aufgrund höchster Geheimhaltung nur wenig darüber bekannt. Der Sowjetunion standen allerdings erheblich weniger Mittel und Ressourcen für ihr Programm zur Verfügung als den USA. So wurde für das Apollo-Programm und die riesige Saturn V Rakete das leistungsstärkste Triebwerk der Welt entwickelt. Das F1 Triebwerk konnte ca. 3 Tonnen Treibstoff pro Sekunde umsetzen. Die Sowjetunion konnte dagegen für ihre N1 Mondrakete nur auf erheblich kleinere Triebwerke zurückgreifen. Um ihnen den erforderlichen Schub zu erzeugen, mussten 30 Triebwerke zusammenwirken, was erhebliche Probleme verursachte. Außerdem starb bereits 1966 der russische Chefraketenkonstrukteur Sergei Koroljow. Er war entscheidend für den sowjetischen Erfolg in der Raumfahrt verantwortlich und konnte beim Mondprojekt nun nicht mehr mitwirken.

Zwischen 1968 und 1972 soll es vier Startversuche gegeben haben, von denen keiner erfolgreich war. Bei einem Fehlstart explodierte die Rakete sogar am Startturm, was massiven Schaden an den Startanlagen in Baikonur angerichtet haben soll. Aufgrund der großen technischen Mängel und der erfolgreichen Landung der USA auf dem Mond wurde das sowjetische Mondprogramm letztlich eingestellt.

 Apollo 11

Mit der Apollo 10 Mission gelang der NASA im Mai 1969 eine erfolgreiche Generalprobe der Mondlandung. Zu dieser Zeit hatte man in den USA bereits drei weitere Missionen zur Landung auf dem Mond vorbereitet. Bis zum Ende des Jahrzehntes sollte es also drei Versuche geben, erfolgreich auf dem Mond zu landen. Apollo 11 war der erste Versuch.

Als Besatzung wurden Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins ausgewählt. Kommandant Armstrong hatte vor seiner Astronauten-Karriere bereits als Testpilot für die NASA gearbeitet. Buzz Aldrin, als Pilot der Mondlandefähre eingeteilt,  war ebenfalls Pilot von Beruf und hatte sogar in Raumfahrttechnik einen Doktortitel erworben. Als Pilot des Kommandomoduls wurde der frühere Kampfpilot Michael Collins eingesetzt. Alle drei hatten im Rahmen des Gemini-Programms Raumfahrterfahrung gesammelt und galten als extrem kompetent.

Bis zum Ende des Jahrzehnts hatte die NASA drei Missionen zum Mond vorbereitet. Den ersten Versuch für eine erfolgreiche Landung sollte die Crew von Apollo 11 wagen: (v.l.n.r.) Neil Armstrong, Michael Collins und Edwin „Buzz“ Aldrin. Foto: NASA

Besonders Neil Armstrong hatte die NASA mit seiner Belastbarkeit beeindruckt. Mit der Entscheidung für die Notlandung des Gemini 8 Raumschiffes hatte er gezeigt, dass er unter extremen Bedingungen auf sich allein gestellt die richtigen Entscheidungen treffen konnte. Diese Fähigkeit stellte er auch wenige Tage vor dem Start von Apollo 11 noch einmal unter Beweis, indem er sich per Schleudersitz aus einem abstürzenden Fluggerät zur Simulation der Mondlandung rettete. Für die erste Landung auf dem Mond gab es kaum eine bessere Empfehlung. Aldrin war zwar Pilot der Landefähre, sollte in dieser Funktion Armstrong bei der Landung aber nur assistieren. Auch für die ersten Schritte auf der Mondoberfläche musste Aldrin zugunsten von Armstrong zurückstecken.

Den Start der riesigen Saturn V Mondrakete sollen über eine Million Menschen am Cape Canaveral in Florida beobachtet haben. Foto: NASA

Als Kennedy in seiner Rede 1961 davon sprach, zum Mond zu fliegen, betonte er, dass in Wirklichkeit nicht ein Mann dorthin, sondern eine ganze Nation zum Mond fliegen würde. Tatsächlich waren in der Spitze bis zu 400 000 Menschen auf dem gesamten Planeten mit den Arbeiten am Apollo-Projekt beschäftigt. Die Weltöffentlichkeit schaute daher gespannt zu, als die drei Astronauten am 16. Juli 1969 an Bord ihres Raumschiffes Columbia, montiert an der Spitze der 110 Meter hohen Saturn V Rakete, gingen. Als um 13:32 Uhr Ortszeit die fünf riesigen F1 Triebwerke starteten und pro Sekunde bis zu 15 Tonnen Treibstoff in Schub umwandelten, sollen allein am Cape Canaveral in Florida über eine Million Menschen den Start verfolgt haben. Mehr als 10 Sekunden brauchte die rund 2800 Tonnen schwere Rakete, um den Startturm zu passieren. Nach 2,5 Minuten waren bereits rund 2000 Tonnen Treibstoff verbraucht, und die erste Stufe konnte abgetrennt werden. Als das Apollo-Raumschiff von der Erdumlaufbahn Kurs auf den Mond nahm, hatte es eine Geschwindigkeit von 10,8 km pro Sekunde (ca. 39000 km/h) erreicht. Apollo hatte die Erdanziehung überwunden und war auf dem Weg zum Mond.

Die Landung des Adlers

Nur drei Tage nach dem Start hatten die Astronauten in ihrem Apollo-Raumschiff namens „Columbia“ die Distanz von ca. 380 000 km bis zum Mond zurückgelegt. Nun war das Raumschiff in eine Mondumlaufbahn eingeschwenkt, und streng nach Flugplan sollte nun die Landung mit der Mondlandefähre „Eagle“ erfolgen. Der „Eagle“ (Deutsch: Adler) ist das amerikanische Wappentier und zugleich auf dem Logo der Apollo 11 Mission zu sehen. Darauf bringt der amerikanische Weißkopfseeadler einen Ölzweig als Friedenssymbol auf die Mondoberfläche.

„Der Adler hat Flügel“ meldete Armstrong nach der Trennung vom Kommandomodul „Columbia“. Astronaut Collins musste nun alleine im Mutterschiff zurückbleiben, während Aldrin und Armstrong den Sinkflug zur Mondoberfläche begannen. Dabei hielten alle drei Astronauten stetig Kontakt mit dem NASA Weltraumkontrollzentrum in Houston, Texas. In Houston stand ihnen als Ansprechpartner ein erfahrener Astronautenkollege zur Verfügung: Charly Duke, der damit Teil dieser legendären Momente wurde.

Die Mondlandefähre „Eagle“ (Deutsch: Adler) war ausschließlich für den Betrieb im Vakuum des Weltalls konzipiert. Es bestand aus einer Abstiegsstufe für die Landung und der Aufstiegsstufe, die die Astronauten sicher zum Mutterschiff zurückbringen sollte. Foto: NASA

In ihrer Mondumlaufbahn in ca. 111 km Höhe über der Mondoberfläche starteten Armstrong und Aldrin das Computerprogramm für den Abstieg zum Mond. Der Adler wurde in Flugrichtung ausgerichtet, und das Triebwerk der Landestufe gezündet. Kurz vor dem finalen Anflug und nur 1,5 Kilometer über der Mondoberfläche meldete sich jedoch ein durchdringendes Alarmsignal. Der Navigationscomputer meldete eine Überlastung. In Houston begannen die Techniker zu schwitzen, bis Entwarnung gegeben werden konnte. Armstrong und Aldrin konnten ihren Landeanflug fortsetzen. Allerdings erkannten die Astronauten nun, dass das anvisierte Zielgebiet im „Meer der Ruhe“ (lat.: Mare Tranquilitatis) voller Geröll und großer Felsen war; für das Aufsetzen der empfindlichen Mondlandefähre die wohl denkbar ungünstigste Region. Armstrong gab daher noch einmal mehr Schub auf das Triebwerk und verlängerte so die Flugbahn. Nun wurde jedoch langsam der Treibstoff knapp. Edwin Aldrin teilte Armstrong die ganze Zeit alle entscheidenden Flugdaten wie Höhe, Sinkrate und Treibstofflevel mit. Armstrong hatte nur noch für wenige Sekunden Treibstoff übrig, als Messfühler an der Außenseite der Landestufe den Mondboden berührten und im Adler ein Kontaktlicht aufleuchtete. Umgehend schalteten Armstrong und Aldrin das Triebwerk ab, und die Landefähre setzte auf der Oberfläche des Mondes auf. Wenige Sekunden später meldete Armstrong per Funk: „Houston, hier Tranquility Base. Der Adler ist gelandet.“

 Ein kleiner Schritt

Armstrongs legendärer Funkspruch benötigte von der Mondoberfläche zum Kontrollzentrum auf der Erde rund 1,2 Sekunden. Nach 2,4 Sekunden bekamen die beiden Astronauten die Antwort von Capcom Charly Duke aus Houston zu hören: „Roger Twan…Tranquility. Wir bestätigen Landung. Bei uns sind einige blau angelaufen, aber jetzt atmen sie wieder. Vielen Dank!“

In Houston und der ganzen Welt hatten die Menschen diese bangen Momente gespannt verfolgt. Die historische Landung auf dem Mond war geglückt, und nicht nur in Houston knallten die Sektkorken. Auf dem Mond dagegen wurde einer sehr andächtig. Buzz Aldrin nutzte eine kurze Pause, um auf seine Weise für das Gelingen der Landung zu danken. Hierzu richtete er seine Stimme zunächst an alle Menschen auf der Erde: „Ich bitte alle, die nun zuhören, für einen Moment innezuhalten von dem, was sie gerade tun und auf ihre eigene Weise Dank auszudrücken.“ Dann führte er mit einem echten Schluck Wein das christliche Abendmahl durch und zitierte dazu aus der Bibel:

Johannes 15;5

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Damit vollzog Buzz Aldrin als erster Mensch eine religiöse Handlung auf einem fremden Himmelskörper. Diese Handlung blieb der Menschheit jedoch verborgen. Nach der Apollo 8 Mission, während der die Astronauten aus der Bibel zitierten, wurde die NASA von Atheisten verklagt. Sie bemängelten die Trennung zwischen Kirche und Staat. Daher führte Aldrin das christliche Abendmahl lieber ohne Funkübertragung durch.

Neil Armstrongs großer Auftritt stand nun aber bevor. Über Generationen haben wohl Menschen davon geträumt, wie es sein würde, auf dem Mond spazieren zu gehen. Für den 38jährigen Neil Armstrong aus Ohio sollte es nun Realität werden. Modernste Technik sollte zudem dafür sorgen, dass ihm ein Großteil der Menschheit dabei zuschauen und zuhören  können würde.

Die Astronauten (hier Buzz Aldrin) mussten vorsichtig eine Leiter, die an einem der Landefüße befestigt war, herabklettern. Vom Teller des Landefußes konnten sie dann auf die Mondoberfläche treten. Foto: NASA

Nach dem Anlegen der Raumanzüge kletterte Armstrong langsam aus der Luke und begab sich zur Leiter an einem der Landefüße. Dort angekommen, betätigte er einen Seilzug, der die Kamera einschaltete, dessen Bilder auch heute noch für ein Leuchten in den Augen vieler Menschen sorgen. Per Sprechfunk hielt er Houston über sein Vorgehen auf dem Laufenden. Am Fuß der Leiter angekommen, stieg er zunächst auf den Teller des Landefußes der Mondfähre und übte zunächst, wieder auf die Leiter zu steigen, für den Fall, schnell wieder einsteigen zu müssen. Anschließend beschrieb er seine Umgebung: „Ich bin jetzt an der untersten Sprosse. Die Landefüße scheinen sich nur 3-4 Zentimeter eingegraben zu haben, obwohl die Oberfläche aus sehr feinem Sand zu bestehen scheint, fast wie Puder. Ich werde mich jetzt von der Leiter lösen.

„Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“

Dieser Satz ist bis heute untrennbar mit Armstrong und der Mondlandung verbunden. Es ist gleichwohl eines der berühmtesten Zitate der Menschheitsgeschichte. Nach eigener Aussage hat er ihn sich erst in der Landefähre überlegt, auch wenn sich, wie bei jedem außergewöhnlichen Ereignis, auch um diesen Ausspruch Mythen ranken.

Dieses berühmte Bild zeigt einen der ersten Fußabdrücke von Menschen auf dem Mond. Er stammt allerdings von Buzz Aldrin. Foto: NASA

Auf dem Mond

Rund 20 Minuten nach Armstrong verließ auch Aldrin die Mondlandefähre, um als zweiter Mensch den Mond zu betreten. Da jedoch nur Neil Armstrong über eine Kamera an seinem Raumanzug verfügte, zeigen die meisten Fotografien der Apollo 11 Mission nicht etwa den ersten, sondern den zweiten Mann auf dem Mond.

Für beide Astronauten ging es nun aber nicht darum, schöne Erinnerungsbilder zu schießen. Tatsächlich wartete Arbeit auf sie, denn es galt auch, wissenschaftliche Experimente auf dem Mond durchzuführen. So installierten sie zum Beispiel ein Seismometer, das Erschütterungen auf dem Mond aufzeichnen sollte. Damit wollten Forscher mehr über den inneren Aufbau des Mondes erfahren. Besonders spannend ist jedoch ein Experiment, dass auch heute noch regelmäßig durchgeführt wird. Armstrong und Aldrin bauten einen speziellen Reflektor auf, der von der Erde aus mit Lasern anvisiert werden kann. Mithilfe von Lichtimpulsen kann so die Entfernung zum Mond auf wenige Millimeter genau bestimmt werden. Mehrere Apollo-Missionen und sogar eine unbemannte russische Mission haben solche Reflektoren aufgebaut, die auch heute noch funktionieren.

Während ihres Aufenthaltes auf der Mondoberfläche hatten die Astronauten viel zu tun. Unter anderem wurden wissenschaftliche Experimente aufgebaut, die bis heute benutzt werden. Foto: NASA

Vor dem Rückflug zur „Columbia“ hatten die Astronauten aber noch eine besondere Aufgabe zu erledigen. Es galt, die amerikanische Flagge zu hissen. Da jedoch im Vakuum des Weltalls kein Wind weht, mussten dazu mehrere Stangen zusammengebaut und die Flagge an einer Querstange befestigt werden. Dies erwies sich wohl als schwierig, dennoch waren die Astronauten erfolgreich, und neben der Landefähre „wehten“ Stars and Stripes.

Nach 2 Stunden und 31 Minuten kehrten Armstrong und Aldrin wieder in ihre Landefähre zurück. Beim Start zur Columbia mussten die Astronauten jedoch zusehen, wie der Abgasstrahl ihres Triebwerkes die gerade aufgestellte Flagge wieder umwehte. Spätere Astronauten erhielten daher die Anweisung, die Flagge in sicherer Entfernung neben der Mondlandefähre zu platzieren.

 Zurück zur Erde

Kennedys Auftrag bestand nicht nur darin, einen Menschen auf den Mond zu bringen, sondern er sollte auch sicher wieder zur Erde zurückkehren. Somit war die Mission, die 1961 ihren Anfang nahm, noch nicht beendet. Als Armstrong und Aldrin erfolgreich an der Columbia andockten, trafen sie auf einen überglücklichen Michael Collins. Ihr Kollege hatte alle Aktivitäten aus seinem Raumschiff heraus verfolgt und war heilfroh, nicht alleine zur Erde zurückkehren zu müssen. Nachdem über 20 Kg Mondgestein in der Columbia verstaut waren, erfolgte bald die Triebwerkszündung, welche die Columbia mit ihrer wertvollen Fracht zurück zur Erde bringen sollte. Zuvor wurde noch die Mondlandefähre abgesprengt, da diese für den Rückflug nur unnötiger Ballast gewesen wäre.

Am 24. Juli tauchte die Raumkapsel mit einer Geschwindigkeit von rund 39 000 km/h in die Erdatmosphäre ein. Während die Atmosphäre die Raumkapsel abbremste, erwärmte sich der Hitzeschutzschild auf über 2000 Grad. Dadurch wurde die Raumkapsel auf wenige 100 km/h abgebremst. Fallschirme sorgten dafür, dass die Columbia sanft im Wasser des pazifischen Ozeans landen konnte. Hubschrauber brachten die Astronauten sicher an Bord des Flugzeugträgers USS Hornet.

Mit der sicheren Landung im Pazifik ist die Apollo 11 Mission erfolgreich beendet worden. Die USA hatten es geschafft vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen zum Mond und sicher wieder zurück zu bringen. Foto: NASA

Mit der erfolgreichen Landung auf der Erde hatten die USA den Auftrag ihres Präsidenten erfüllt. Mehr als einmal stand der Erfolg des Programms auf der Kippe. Doch letztlich hatten die USA bewiesen, dass man mit vereinten Kräften Menschheitsgeschichte schreiben kann.

Was bleibt von Apollo? 

In der Zeit von 1969 bis 1972 flogen insgesamt 24 Menschen zum Mond. 12 waren in der Lage, ihre Fußspuren im Mondstaub zu hinterlassen. Da es auf dem Mond keine Atmosphäre gibt, sind diese 50 Jahre alten Spuren bis heute erhalten.

Bei der Apollo 13 Mission hat die moderne und fehleranfällige Technik jedoch zu einer Explosion an Bord geführt, die die Astronauten Jim Lovell, Fred Haise und Jack Swigert beinahe das Leben gekostet hätte. Diese Beinahe-Katastrophe, die Tatsache, dass das Ziel der Mondlandung erreicht war und die enormen Kosten des Vietnamkrieges haben letztlich zum Abbruch des Apollo Programms nach der Apollo 17 Mission geführt.

Während die amerikanische Mondlandung damals massiv vom Wettlauf der Weltmächte geprägt war, betreiben Russland und die USA heute gemeinsam mit zahlreichen anderen Nationen den einzigen Außenposten der Menschheit im Weltall: Die internationale Raumstation ISS. Die Erforschung des Sonnensystems erfolgt heute in erster Linie durch Raumsonden und Roboter, die ohne Gefährdung von Menschenleben beeindruckende Bilder und wissenschaftliche Erkenntnisse liefern.

Dennoch gibt es aktuell immer wieder Überlegungen, neue bemannte Missionen zum Mond und später auch zum Mars zu unternehmen. Technisch ist die Menschheit dazu sogar in der Lage und gut durchdachte Konzepte liegen schon seit Jahren in den Schubladen der Weltraumagenturen wie NASA oder ESA. Dennoch stellt sich immer wieder die Frage, ob der finanzielle und technische Aufwand überhaupt lohnt. Und selbst wenn man sich für eine neue bemannte Expedition zum Mond entscheiden sollte, bleiben die Gefahren bestehen. Allein beim amerikanischen Space-Shuttle Programm starben bei zwei Unfällen insgesamt 14 Astronauten. Erst vor wenigen Monaten versagte eine Trägerrakete, die zwei Besatzungsmitglieder zur Raumstation ISS bringen sollte. Bemannte Raumfahrt ist heute ebenso wie damals sehr gefährlich. Schon während des Apollo-Programms hatten die Verantwortlichen immer wieder damit gerechnet, dass Astronauten nicht wieder heil zur Erde zurückkehren könnten. Wie würden wir dann über das Apollo-Programm denken?

Jene Astronauten, die sich damals auf den Weg zum Mond gemacht haben, haben sich bewusst für dieses gefährliche Abenteuer entschieden. Die Risiken waren ihnen bekannt, und dennoch sind sie sie eingegangen. Sie wurden damit zu einem Teil der Menschheitsgeschichte und werden auch heute noch als Helden verehrt. Ob auch unsere Generation bereit zu solchen Abenteuern ist, wird die Zukunft zeigen.

 

 

Zum Autor:

Marco Ludwig, geboren am 09.12.1982 in Hamburg, ist Studienrat am Berufsbildungszentrum an Nord-Ostsee-Kanal. Seit 2008 leitet er ehrenamtlich die vhs-Sternwarte Neumünster. Seine Interessenschwerpunkte liegen bei der Astrofotografie, Astronomie im Unterricht und der Raumfahrtgeschichte.

 

Quellen:

– Delius, Fred Gerd – Apollo 11, Heyne, 1969, Taschenbuch

– Jesco von Puttkamer:Abenteuer – Apollo 11: Von der Mondlandung zur Erkundung des Mars.

Herbig-Verlag, München, 2009.

– From the Earth to the Moon, HBO TV-Serie, 1998

– https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_11