Auf die Spitze getrieben – ISS begegnet der Mondsichel

In rund 400 Kilometern Höhe bewegt sich die Raumstation ISS lautlos mit einer Geschwindigkeit von ca. 28 000 km/h um unseren Heimatplaneten. Für einen Umlauf benötigt sie rund 93 Minuten, und momentan ist sie der Wohnort unseres deutschen Astronauten Alexander Gerst.

Dieser schickt uns nun schon seit einigen Wochen immer wieder spannende Berichte und beeindruckende Bilder aus dem Weltraum auf die Erde. Während Gerst auf die Erde schaut gibt es aber auch immer wieder Menschen die gezielt in den Weltraum schauen, um dort die Raumstation zu sehen. Dies ist alle paar Wochen meist zu Zeiten der Dämmerung abends oder morgens auch mit bloßem Auge möglich. Erheblich seltener ist es jedoch, dass die Raumstation von einem bestimmten Standort auf der Erde betrachtet vor einem Himmelsobjekt wie Mond oder Sonne vorbeizieht.

ISS-Mondtransit – fotografiert von Stefan Bruns am 20.09.2014

ISS-Mondtransit – fotografiert von Jürgen Kahlhöfer am 20.09.2014

Astronomen nennen so eine Begebenheit einen Transit. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der Venustransit des Jahres 2012. Damals war unser Nachbarplanet direkt vor der Sonne als kreisrunde Kugel sichtbar, was auch zahlreiche Neumünsteraner Himmelsfotografen erfolgreich beobachten konnten.

Während die Venus solch ein Schauspiel nur ca. 2x pro Jahrhundert abliefert, schiebt sich die Raumstation von Neumünster aus betrachtet ca. 2x im Jahr vor Sonne oder Mond. Bei ihrem niedrigen Orbit und der hohen Geschwindigkeit dauert so ein Transit jedoch meist nur knapp eine Sekunde.

So ist es für Himmelsfotografen eine sportliche Herausforderung, diesen Moment mit einer Kamera festzuhalten und vielleicht sogar noch Details der Raumstation sichtbar werden zu lassen. Dabei macht einem aber nur allzu oft das Wetter einen Strich durch die Rechnung. So ist es auch nachvollziehbar dass, trotz jahrelanger Versuche, solch ein ISS-Transit an der vhs-Sternwarte bisher erst 2x erfolgreich fotografiert werden konnte.

Die ISS an der Spitze der Mondsichel – fotografiert von Marco Ludwig am 20.09.2014 am DINO der vhs-Sternwarte Neumünster

Am 20. September gelang jedoch der dritte Streich, der gleich an drei verschiedenen Standorten in Neumünster beobachtet werden konnte. Während für Stefan Bruns und Jürgen Kahlhöfer die Raumstation nahezu mittig vor der abnehmenden Mondsichel vorbeizog wurde es für Marco Ludwig an der Sternwarte am Hahnknüll knapp. Dort streifte die Raumstation gerade eben die Spitze der Mondsichel. Auf dem Foto erkennt man die Raumstation direkt neben der unteren Spitze der Mondsichel. Dabei werden die Solarkollektoren der ISS schon wieder von der Sonne beleuchtet, weshalb sie leicht golden schimmern.

Vielleicht wäre das  auch ein schönes Erinnerungsfoto für Alexander Gerst, wenn er wieder zur Erde zurückkehrt.

 

Polarlicht am Fehmarnsund

Eine schlaflose Nacht hatten die Polarlichtjäger in Norddeutschland  von Freitag auf Samstag. Die Sonne hatte zwei Tage zuvor einen X-Klasse CME  ( CME = englisch: Coronal Mass Ejection –  deutsch: Koronaler Massenauswurf) in Richtung Erde geschickt, der am Nachmittag des 12. September auf unserem Heimatplaneten ankommen sollte.

Die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter auch in unseren Breiten ist nach so einem ausgeprägten solaren Ereignis sehr hoch. Da auch noch günstige Wetterverhältnisse vorhergesagt wurden, machten sich zahlreiche Himmelsfotografen auf, um dieses seltene Naturschauspiel zu beobachten.

Auch an der vhs-Sternwarte Neumünster bereitete man sich auf die Ankunft des Nordlichtes vor. Am Einfelder See stellten Katharina Behrendt und Jürgen Kahlhöfer ihre Kameras auf, während sich Stefan Bruns und Marco Ludwig auf den weiten Weg zum Fehmarnsund machten. Während sich am See jedoch Wolken und Nebel ausbreiteten gab es am Meer einen sternenklaren Himmel.


Polarlicht-Video am 12.09.2014 über der Fehmarnsundbrücke. Fotografen: Marco Ludwig und Stefan Bruns

Gegen 22:45 Uhr zeigte sich auf den Kameras von Stefan Bruns und Marco Ludwig tatsächlich erstes Polarlicht. Dies sollte in den folgenden 20 Minuten noch intensiver und sogar mit bloßem Auge sichtbar werden. Danach folgte eine Pause bis erneut kurz vor Mitternacht ein intensiver roter und grüner Schein auf den Fotos zu erkennen war.

Visuell war dieses Polarlicht jedoch deutlich weniger spektakulär, was wohl auch dem äußerst hell scheinenden Mond geschuldet war. Dieser sorgte aber wenigstens für eine deutliche Aufhellung der Landschaft und der bekannten Fehmarnsundbrücke, die auf den zahlreichen Bildern gut zu erkennen ist.

Die Jagd auf Polarlichter bleibt also weiterhin eine spannende und unberechenbare Freizeitbeschäftigung. Aber die außergewöhnlichen Bilder entlohnen einen doch irgendwie für den großen Aufwand.