Kometenjagd – So finden Sie Komet NEOWISE

Kometen sind seltene und außergewöhnlich eindrucksvolle Erscheinungen. Die meisten Kometen bleiben dem menschlichen Auge jedoch verborgen, da ihre Helligkeit viel zu gering ist. In den vergangenen Monaten haben sich Astronomen schon über drei ungewöhnlich helle Schweifsterne freuen können. Nun ist jedoch Komet C/2020 F3 NEOWISE aufgetaucht und konnte sogar schon mit bloßem Auge über Norddeutschland beobachtet werden.

Bis vor wenigen Jahrhunderten galt das Auftauchen eines Kometen am Nachthimmel als Vorbote kommenden Unheils. Heute sieht man sie als eindrucksvolles Naturschauspiel und spannendes Forschungsobjekt. So konnte mithilfe von Radarmessungen geklärt werden, dass Kometenkerne oft nur wenige Kilometer groß sind. Untersuchungen mithilfe von Raumsonden zeigten zudem, dass sie im Wesentlichen aus Staub, Wassereis  und gefrorenen Gasen (Ammoniak, Kohlendioxyd u. a.) bestehen.

Astronomen beschert Komet C/2020 F3 NEOWISE derzeit reichlich schlaflose Nächte. Für diesen außergewöhnlichen Schweifstern nimmt man das aber gerne auf sich. Für dieses Bild sind Marco Ludwig und Katharina Behrendt nachts auf den Turm der Vicelinkirche gestiegen. Es zeigt den Kometen zusammen mit der Anscharkirche, dem SWN-Kraftwerk sowie dem Wasserturm.

Das Ungewöhnlichste an einem Kometen ist jedoch sein Schweif. Er entsteht, wenn sich der tiefgefrorene Kometenkern der Sonne nähert. Eis und gefrorene Gase verdampfen und reißen Staub beim Austritt aus der Kometenoberfläche mit sich. Auf diese Weise können Kometen eine viele hundert Kilometer große Hülle um sich erzeugen, die sogenannte Koma, die von der Sonne angeleuchtet wird.

Der charakteristische Schweif entsteht aber erst durch ein weiteres Phänomen: Den Sonnenwind. Es handelt sich dabei um einen Strom geladener Partikel, den die Sonne in alle Himmelsrichtungen abstrahlt. Diese Partikel bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde. Treffen diese Partikel auf die Kometenhülle, reißen sie Gas und Staub mit sich. Auf diese Weise wird das Kometenmaterial ins All hinausgetragen und bildet so einen Schweif. Unabhängig von der Bewegungsrichtung des Kometenkerns zeigt der Schweif daher immer von der Sonne weg.

Die Helligkeit eines Kometen ist aber das, was den Astronomen immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Sie ist nur extrem schwer vorherzusagen und hängt von zahlreichen unbekannten Faktoren ab. Erst vor wenigen Wochen übertraf der Komet C/2019 Y4 ATLAS alle Helligkeitsprognosen und wurde schon als heißer Kandidat für spektakuläre Beobachtungen mit dem bloßen Auge gehandelt. Dann zeigte sich jedoch, dass der Kometenkern in Sonnennähe zerbrochen und der Helligkeitsausbruch nur von kurzer Dauer war.

Der neue Komet NEOWISE trägt die amtliche Bezeichnung C 2020/F3. Er wurde erst am 27 März entdeckt und erreichte am 3. Juli seine größte Annäherung an die Sonne. Aufgrund seiner Bahnorientierung ist er erst jetzt auch in Deutschland zu sehen. Bei klarem Wetter kann er in den kurzen Sommernächten der kommenden Wochen vor der Morgendämmerung erspäht werden. Aktuell bewegt er sich in der Nähe des Sternbildes Fuhrmann. Der Beobachtungszeitraum liegt in Schleswig-Holstein momentan zwischen ca. 23:30 Uhr MESZ abends und ca. 03:30 Uhr MESZ morgens.

Seine ganze Pracht enthüllt Komet NEOWISE im Fernglas bzw. im Teleobjektiv. Nachtschwärmer sollten dieser Tage für dieses seltene Himmelsschauspiel früh aufstehen. Fotografen: Marco Ludwig und Stefan Bruns

Die aktuellen Berechnungen der Forscher ergeben für Komet C/2020 F3 NEOWISE eine Umlaufzeit von 6767 Jahren. Der Schweifstern würde auf der Erde also erst im Jahr 8787 wieder zu sehen sein. Prognosen von Astronomen sind jedoch für so große Zeiträume und Entfernungen mit gewissen Ungenauigkeiten behaftet. Tatsächlich könnte NEOWISE auch 279 Jahre früher oder später wieder auftauchen. Unabhängig von der Wiederkehr des Kometen sollte jeder Interessierte jetzt die Gelegenheit zur Beobachtung nutzen. Am 23. Juli wird NEOWISE mit rund 103 Millionen Kilometern seine größte Annäherung an die Erde erreichen. Gleichzeitig entfernt er sich aber immer weiter von der Sonne, weshalb er nun immer schwächer werden dürfte. Er könnte daher gegen Ende Juli kaum noch zu erkennen sein.

Chancen auf eine Sichtung könnten sich in der Zeit zwischen Mitternacht und 03:00 Uhr ergeben. Zu der Zeit steht der Komet tief am Nordhorizont. Mitte Juli bewegt er sich im Laufe der Nacht von NNW nach NNO in nur etwa 6° bis 13° Höhe über dem Horizont. Ende Juli zieht er seine Bahn weiter westlich und höher. Aufgrund der Dämmerung ist er vermutlich nur mithilfe eines Fernglases gut zu erkennen. Bedenkt man jedoch, wie selten sich ein so heller Komet an unseren Sternenhimmel verirrt, lohnt sich die Suche. Die letzten spektakulären Kometen waren der Komet Hyakutake im Jahr 1996, und der Jahrhundertkomet Hale-Bopp in den Jahren 1997 bis 1998. Komet NEOWISE könnte sich als ähnlich spektakulär erweisen. Schon jetzt gilt er als der hellste Komet über Mitteleuropa seit Hale-Bopp.

 

Beobachtungstipps in der Übersicht:

  • In Schleswig-Holstein sind sinnvolle Kometenbeobachtungen momentan zwischen 00:00 Uhr und 03:30 Uhr morgens möglich.
  • Suchen Sie sich einen dunklen Standort mit guter Horizontsicht in Richtung Norden
  • Nehmen Sie sich am besten einen bequemen Stuhl und ein Fernglas mit.
  • Gewöhnen Sie ihre Augen mehrere Minuten an die Dunkelheit. Schauen Sie zwischendurch NICHT auf ihr Handy.
  • Suchen Sie den Himmel am Nordhorizont mit ihrem Fernglas nach dem Kometen ab. Wenn Sie ihn mit dem Fernglas gefunden haben können Sie ihn vielleicht auch schon mit bloßem Auge erkennen.

Tipps zur Fotografie:

  • Beachten Sie zunächst die Beobachtungstipps.
  • Sie sollten über eine Digitalkamera mit der Fähigkeit zu längeren Belichtungszeiten verfügen. Ideal ist eine digitale Spiegelreflexkamera. Zudem benötigen Sie ein Stativ und einen passenden Fernauslöser.
  • Rüsten Sie ihre Kamera mit einem Normal- oder Teleobjektiv aus (maximal 200mm).
  • Fokussieren Sie das Objektiv manuell auf eine weit entfernte Lichtquelle, z.B. einen hellen Stern.
  • Richten Sie die Kamera nun auf den Kometen aus. Belichten Sie mit unterschiedlichen Belichtungszeiten (1 bis 6 Sekunden) bei ISO 400 bis 1600. Die Blende sollte weit geöffnet sein.
  • Experimentieren Sie mit den Belichtungszeiten und ISO-Werten, bis Ihnen das Bild gefällt.

Viel Spaß 😉

Position des Kometen NEOWISE ab 10.07.2020 um 0:00 Uhr. Mit freundlicher Genehmigung www.calsky.com

 

Aufsuchkarte / Bahnkarte Komet NEOWISE. Position jeweils um 0:00 Uhr. Mit freundlicher Genehmigung www.calsky.com

 

Komet C/2020 F3 NEOWISE am 11.7.2020 an der Fehmarnsundbrücke – Fotografen: Marco Ludwig und Stefan Bruns

 

Komet C/2020 F3 NEOWISE am 11.7.2020 am Schleswiger Dom – Fotograf: Heiko Albrecht

 

Komet C/2020 F3 NEOWISE am 16.7.2020 an der vhs-Sternwarte Neumünster – Teleobjektiv 200mm – Fotograf: Marco Ludwig

Bildergalerie Komet C/2020 F3 NEOWISE:

Bildergalerie Kometen: