Komet im Anflug

Kometen sind seltene und außergewöhnlich eindrucksvolle Erscheinungen. Die meisten Kometen bleiben dem menschlichen Auge jedoch verborgen, da ihre Entfernung zu uns viel zu groß ist. Das könnte sich nun ändern: Komet SWAN ist im Anflug.

Bis vor wenigen Jahrhunderten galt das Auftauchen eines Kometen am Nachthimmel als Vorbote kommenden Unheils. Heute sieht man sie als eindrucksvolles Naturschauspiel und spannendes Forschungsobjekt. So konnte mithilfe von Radarmessungen geklärt werden, dass Kometenkerne oft nur wenige Kilometer groß sind: Untersuchungen mithilfe von Raumsonden zeigten zudem, dass sie im Wesentlichen aus Eis, Gas und Staub bestehen.

Das Ungewöhnlichste an einem Kometen ist jedoch sein Schweif. Er entsteht, wenn sich der tiefgefrorene Kometenkern der Sonne nähert. Eis und Gas verdampfen und reißen Staub beim Austritt aus der Kometenoberfläche mit sich. Auf diese Weise können Kometen eine viele hundert Kilometer große Hülle um sich erzeugen, die von der Sonne angeleuchtet wird.

Der charakteristische Schweif entsteht aber erst durch ein weiteres Phänomen: Den Sonnenwind. Es handelt sich dabei um einen Strom geladener Partikel, den die Sonne in alle Himmelsrichtungen abstrahlt. Diese Partikel bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde. Treffen diese Partikel auf die Kometenhülle, reißen sie Gas und Staub mit sich. Auf diese Weise wird das Kometenmaterial ins All hinausgetragen und bildet so einen Schweif. Unabhängig von der Bewegungsrichtung des Kometenkerns zeigt der Schweif daher immer von der Sonne weg.

Komet ATLAS erlebte im April einen Helligkeitsanstieg. Dieser war aber leider nur von kurzer Dauer. Der Kometenkern war unter der Anziehungskraft der Sonne zerbrochen. Foto: NASA / ESA / D. Jewitt (UCLA) / Q. Ye (University of Maryland)

Die Helligkeit eines Kometen ist aber das, was den Astronomen immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Sie ist nur extrem schwer vorherzusagen und hängt von zahlreichen unbekannten Faktoren ab. Erst vor wenigen Wochen übertraf der Komet C/2019 Y4 ATLAS alle Helligkeitsprognosen und wurde schon als heißer Kandidat für spektakuläre Beobachtungen mit dem bloßen Auge gehandelt. Dann zeigte sich jedoch, dass der Kometenkern in Sonnennähe zerbrochen und der Helligkeitsausbruch nur von kurzer Dauer war.

Der neue Komet SWAN trägt die amtliche Bezeichnung C/2020 F8. Er wurde erst am 11. April auf Aufnahmen des Sonnenobservatoriums SOHo entdeckt und wird am 27. Mai seine größte Annäherung an die Sonne erreichen. Anschließend dürfte er sich wieder in die unendlichen Weiten des Weltalls entfernen. Bei klarem Wetter könnte er in den kommenden Tagen und Wochen am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang zu erkennen sein. Aktuell bewegt er sich zwischen den Sternbildern Perseus und Furhmann.

Chancen auf eine Sichtung könnten sich aktuell in der Zeit zwischen 01:00 Uhr und 02:00 Uhr ergeben. Zu der Zeit steht der Komet tief am Nordhorizont. Aufgrund der Dämmerung ist er vermutlich nur mithilfe eines Fernglases gut zu erkennen. Bedenkt man jedoch, wie selten sich ein so heller Komet an unseren Sternenhimmel verirrt, lohnt sich die Suche. Die letzten spektakulären Kometen waren der Komet Hyakutake im Jahr 1996, und der Jahrhundertkomet Hale-Bopp in den Jahren 1997 bis 1998.

Unser Astronomiefoto des Monats Mai zeigt Komet Hyaktuake zur Zeit seiner größten Annäherung an die Erde. Sein Schweif hat für wenige Tage fast den halben Himmel durchzogen. Diese Aufnahme wurde vom damaligen Chefastrofotografen der vhs-Sternwarte Neumünster, Franz Haar, in der Nähe von Bönebüttel aufgenommen. Es ist bis heute eines der eindrucksvollsten Kometenbilder der Neumünsteraner Astronomen.

Weitere Informationen bei „Sky & Telescope“.

Foto: Franz Haar

Autor: Marco Ludwig – Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster

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