Astronomiefoto des Monats Februar – Aufmarsch der fliegenden Untertassen

Es gibt seit einigen Wochen ein neues Phänomen am Himmel. Am späten Abend, nach dem Ende der Dämmerung, oder am ganz frühen Morgen sieht man manchmal eine auffällige Reihe von hellen Lichtpunkten, wie am Lineal aufgereiht und mit gleichmäßigen Abständen. Vielleicht ist man von dem Anblick fasziniert und schaut etwas länger hin. Dann kann man feststellen: sie bewegen sich, sie fliegen gemeinsam „im Gänsemarsch“. Es handelt sich um eine Reihe Starlink-Satelliten der Firma SpaceX des Amerikaners Elon Musk. (Wikipedia: Starlink) Diese Satelliten sollen einmal die ganze Welt mit Internet-Zugang versorgen.

Starlink-Satelliten über Neumünster-Tungendorf – Foto: Marco Ludwig

Die Satelliten haben eine sehr flache Bauform, so dass sie zum Start gestapelt werden können wie Untertassen. Dann werden jeweils 60 Stück im Stapel gemeinsam auf einer Rakete hochgeschossen. Kurz nach dem Aussetzen fliegen sie noch ganz dicht beieinander, wie eine Perlenkette, aber allmählich vergrößern sie ihre Abstände mit ihren eigenen Antrieben.

Der Aufbau des Netzes hat im vorigen Jahr begonnen. Bis Ende Januar sind 4 Stapel gestartet worden. In 2020 und 2021 sollen jeden Monat ein bis zwei Starts erfolgen. Insgesamt sind fast 12000 Satelliten geplant und genehmigt, und die Genehmigung für noch weitere 30000 ist beantragt. Wenn die Pläne so verwirklicht werden, ist das ein vielfaches der Anzahl aller seit dem ersten Sputnik im Jahr 1957 bis heute gestarteten Satelliten. Mit Stand vom September 2019 waren insgesamt etwa 2200 Satelliten aller Art in Erdumlaufbahnen unterwegs, dazu noch einige tausend Raketenstufen und sonstige künstliche Teile.

Die Astronomen sind sehr besorgt über die jetzt anstehende Zunahme des Satellitenverkehrs. Die künstlichen Lichtpunkte stören die astronomischen Beobachtungen gewaltig. Für die Raumfahrt steigt das Risiko von Kollisionen, wenn der Verkehr so stark zunimmt. Die Starlink-Satelliten sollen in der Lage sein, bei gefährlichen Annäherungen automatisch auszuweichen, aber damit werden sie auch ein bisschen unberechenbar. Fliegende Untertassen galten schon immer als bedrohlich.

Hinweise zum Erscheinen von Satelliten findet man im Internet unter www.heavens-above.com. Man muss dort zuerst den Beobachtungsort angeben. Auch viele astronomische Daten sind auf dieser Seite zu finden.