Astronomiefoto des Monats April: Plötzlich Polarlicht

Wir schreiben eine sternklare Nacht im April 2011. Auf dem Aschberg bei Eckernförde wird die nächtliche Stille nur durch leises Gemurmel von rund 100 Hobby-Astronomen gestört, die sich dort zum gemeinsamen Sternegucken verabredet hatten. Plötzlich ein Aufschrei: „POLARLICHT!“ und 100 Hälse wenden sich blitzartig Richtung Norden.

 Gerufen hatte Bernd Schatzmann, ein Neumünsteraner Sterngucker, der gerade zusammen mit dem Autor dieses Textes durch ein großes Spiegelteleskop in unendliche Weiten abgetaucht war. Auf dem Aschberg-Frühjahrs-Teleskoptreffen (AFT), so nennen Astronomen diese Zusammenkünfte, gibt es unter dunklem Himmel meist auch zahlreiche Galaxien in Millionen Lichtjahren Entfernung zu sehen. Die Dunkelheit wurde aber diesmal völlig unerwartet von einem hellen Schein am Nordhorizont unterbrochen, der wenige Minuten zuvor noch nicht zu sehen war. Was der Laie kaum wahrnimmt, ist für den geübten Beobachter in Schleswig-Holstein eine Sensation: Die Aurora Borealis, hierzulande auch als Nordlicht oder Polarlicht bekannt.

Nordlichter treten unabhängig von der Jahreszeit auf der Erde auf. Sie sind schlichtweg eine Folge eines starken Teilchenbeschusses unseres Heimatsterns – der Sonne. Wenn es auf der Sonne heiß hergeht, und Sonnenstürme Eruptionen Richtung Erde schicken, dann ist es sogar möglich, Polarlicht mitten in unserem Land zu sehen. Die mit hoher Energie geladenen Teilchen bewegen sich mit mehreren Millionen Kilometern pro Stunde auf die Erde zu und reisen so innerhalb von zwei bis drei Tagen von der Sonne bis zur unserem Heimatplaneten. Hier angekommen, werden sie vom Erdmagnetfeld zu den Polregionen abgelenkt, wo die Teilchen dann auf die Erdatmosphäre treffen. Diese wird dann zum Leuchten angeregt und erzeugt die bekannte Aurora Borealis. Dabei schaffen es aber nur die besonders intensiven Nordlichter bis nach Schleswig-Holstein, wo sie dann eher rot als grün erscheinen.

Vorhersagen lässt sich so eine Aurora leider nur schwer, da man nie genau sagen kann, ob die Partikel eines Sonnensturms auch die Erde treffen. Es gibt jedoch Raumsonden und Satelliten, die rund um die Uhr Messdaten über die Sonne und das Erdmagnetfeld zur Erde funken. Sogenannte Polarlichtjäger informieren sich dann im Internet über das aktuelle „Wetter im Weltall“ (z.B. www.sternwarte-nms.de ) und machen sich ggf. auf den Weg zu ihren Beobachtungsplätzen.

In vielen Fällen taucht das Polarlicht aber völlig unerwartet auf. So auch an jenem Abend auf dem Aschberg, als unser Astronomiefoto des Monats entstand. Damals war das auffällige Glühen am Horizont für rund 20 Minuten mit bloßem Auge zu erkennen. Die rötliche Färbung kann das menschliche Auge in der Nacht kaum wahrnehmen. Einer Digitalkamera gelingt es dagegen erheblich besser, alle Farben eines solchen Nordlichts festzuhalten.

In der Zeit vom 26. bis 28. April wird es auf dem Aschberg bei Eckernförde wieder Gelegenheit geben, die unendlichen Weiten zu entdecken. Das AFT lockt nicht nur Astronomen mit ihren Fernrohren, sondern auch zahlreiche Besucher an. Ob es dabei auch wieder ein Polarlicht zu sehen geben wird, steht jedoch in den Sternen.

Marco Ludwig – Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster