Astronomiefoto des Monats Mai: Die Andromeda Galaxie

Eine weit, weit entfernte Galaxis

In einer bekannten Science-Fiction-Serie heißt es zu Beginn: „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…“ Was aber genau ist überhaupt eine Galaxis, und was bedeutet in diesem Zusammenhang weit entfernt? Unser aktuelles Astronomiefoto des Monats kann uns bei diesen Fragen weiterhelfen.

Das Sternbild Andromeda beherbergt ein Objekt, das geübte Beobachter unter dunklem Himmel sogar schon mit bloßem Auge erkennen können. Heute wissen wir, dass es das am weitesten entfernte Objekt ist, welches Menschen mit bloßem Auge noch erkennen können. Vor rund 100 Jahren jedoch hat der sog. Andromedanebel den Forschern viele Rätsel aufgegeben. Damals durchforsteten Astronomen mit ihren großen Spiegelteleskopen weltweit den Himmel auf der Suche nach ungewöhnlichen Objekten, Nebeln und Asteroiden. Dabei stießen sie immer wieder auf nebelartige Objekte, die zwar Ähnlichkeit mit Kometen hatten, aber offenbar keine Kometen waren. Diese hatten unterschiedliche Formen und bewegten sich vor dem Hintergrund der Sterne nicht. Man vermutete, dass diese Nebel Teil unserer Milchstraße seien. Ihr Ursprung blieb ungewiss.

Die Andromeda Galaxie – Messier 31. Mit ihren Begleitgalaxien M32 und M110

Der Begriff Milchstraße wurde übrigens aus dem Griechischen übernommen. „Gala“ bedeutet auf Altgriechisch Milch. Diese Bezeichnung rührt wohl daher, dass man das leuchtende Nebelband der Milchstraße am nächtlichen Himmel für von den Göttern verschüttete Milch hielt. Noch heute leitet sich der Begriff Galaxis oder Galaxie davon ab. Tatsächlich handelt es sich bei unserer Milchstraße um eine riesige Sterneninsel mit rund 100 Milliarden Sternen. Unser Heimatstern namens Sonne ist nur einer davon.

Die wahre Natur des Andromedanebels  offenbarte sich jedoch erst im Jahr1923, als der Astronom Edwin Hubble, der auch Namensgeber für das berühmte Weltraumteleskop war, genauer in den Andromedanebel schaute. Dort erkannte er, dass der Nebel offenbar aus unzähligen einzelnen Sternen zu bestehen scheint. Einige dieser Sterne lieferten ihm sogar die Möglichkeit, die Entfernung abzuschätzen. Und diese Schätzung ergab eine Sensation: Der Andromedanebel befand sich in extrem großer Entfernung, weit außerhalb der Grenzen unserer Milchstraße. Diese Sensation war umso größer, weil man bis dahin annahm, das Universum würde im Wesentlichen aus unserer Milchstraße bestehen. Der Andromedanebel zeigte jedoch nun, dass es offenbar noch andere Milchstraßensysteme gibt.

Als Hubble nun am damals weltgrößten Teleskop am Mount-Wilson Observatorium in Arizona feststellte, dass das Universum nicht nur aus unserer Heimatgalaxie besteht, löste das eine Flut neuer Entdeckungen aus. Viele der bisher bekannten Sternennebel erwiesen sich als eigenständige Milchstraßensysteme, die sich in unvorstellbaren Entfernungen befanden. Der Andromedanebel gilt mit einer Entfernung von ca. 2,5 Millionen Lichtjahren aber noch als direkter Nachbar. Wenn wir mit bloßem Auge dieses scheinbar kleine Nebelchen betrachten, sehen wir also auch gleichzeitig Licht, dass 2,5 Millionen Jahre durch das Weltall gereist war, bevor es auf unser Auge traf. Andere Galaxien, die man schon mit kleinen Fernrohren erkennen kann, sind oft 10, 20 oder 30 Millionen Lichtjahre entfernt. Diese Zahlen wirken noch beeindruckender, wenn man weiß, wie lange ein Raumschiff unterwegs wäre, um nur die vier Lichtjahre zum nächsten Sternensystem zu überwinden. Schätzungen zufolge bräuchten aktuelle Raumschiffe dafür mehrere 10 000 Jahre.

Unser Astronomiefoto des Monats zeigt uns also ein längst vergangenes Bild des riesigen Andromedanebels. Etliche der Sterne, die ihr Licht zu diesem Anblick beigesteuert haben, existieren vermutlich schon gar nicht mehr. Wie unsere Nachbargalaxie aber heute tatsächlich aussieht, wird man erst in rund 2,5 Millionen Jahren erfahren, sofern es dann jemanden gibt, der interessiert hinschaut.