Gibt es Leben auf der Venus?

Ist die Erde der einzige Planet im Universum, der Leben hervorgebracht hat? Gibt es da draußen noch mehr? Wer sich mit der Astronomie auseinandersetzt, wird irgendwann unweigerlich auf diese Fragen stoßen. Tatsächlich handelt es sich um einige der bedeutendsten Fragen der Menschheit, und vielleicht sind wir der Beantwortung nun ein großes Stück näher gekommen.

Bisher galt der Mars als heißester Kandidat für Leben außerhalb der Erde. Dabei denken Wissenschaftler aber weniger an kleine grüne Männchen, als an Mikroorganismen, die möglicherweise unter der Marsoberfläche leben könnten. Mit einer Veröffentlichung am 14. September gilt nun aber die Venus als heißester Kandidat für extraterrestrisches Leben.

Unser Nachbarplanet Venus im Fernrohr – Fotograf: Markus Bruhn aus Wankendorf

Die Venus ist den meisten Menschen als hell leuchtender Abendstern bekannt. Sie bewegt sich innerhalb der Erdumlaufbahn in rund 108 Millionen Kilometern Entfernung zur Sonne. Obwohl sie mit rund 12 100 Kilometern Durchmesser fast genauso groß ist wie unser Heimatplanet, gilt sie als extrem lebensfeindlich. An der Oberfläche herrschen Temperaturen von weit über 400 Grad, und gleichzeitig herrscht ein unvorstellbarer Druck von über 90 bar. Die Atmosphäre der Venus besteht zu 95% aus Kohlendioxid sowie aus Stickstoff und Schwefeldioxid. Aus irdischer Sicht sind Planet und Atmosphäre hochgradig lebensfeindlich.

Dennoch haben Wissenschaftler nun eine Entdeckung gemacht, die Anlass zum Umdenken gibt. Forscher haben bei verschiedenen Untersuchungen mit Radioteleskopen das seltene Molekül Phosphin nachgewiesen. Auf der Erde wird das Gas von Kleinstlebewesen erzeugt, die in einer sauerstoffarmen Umgebung leben. Phosphine gelten als wichtiger Indikator für mögliches extraterrestrisches Leben. Allerdings wurde es in Kleinstmengen auch schon in den Atmosphären des Jupiters und des Saturn nachgewiesen.

Aus diesem Grund sind die Forscher vorsichtig mit ihren Aussagen. Über zwei Jahre wurden die Forschungsergebnisse der Teleskope ausgewertet und Simulationen berechnet. Grundsätzlich ist es auch möglich, durch Blitze, Vulkanausbrüche oder andere geologische Prozesse Phosphin zu erzeugen. Die Simulationen haben jedoch auch gezeigt, dass auf diese Art und Weise nur rund 1/10 000 der auf der Venus festgestellten Menge an Phosphin erzeugt werden könnte. Aus diesem Grund ziehen die Forscher ernsthaft die Existenz von Mikroorganismen in Betracht, die in der Venusatmosphäre leben könnten.

Die Venus am Abendhimmel bei Großharrie – Fotograf: Marco Ludwig

Tatsächlich gibt es ähnliche Theorien in Wissenschaftskreisen schon seit vielen Jahren. Die Venus ist an der Oberfläche zwar hochgradig lebensfeindlich, in Höhen von 50 bis 80 Kilometern herrschen jedoch durchaus angenehme Temperaturen von rund 30 Grad. In diesen Höhen ist auch der Atmosphärendruck mit dem Druck an der Erdoberfläche vergleichbar. Die Forscher konnten nun feststellen, dass sich das Phosphin in genau diesen Atmosphärenschichten zu bilden scheint.

Als Beweis für extraterrestrisches Leben kann diese Entdeckung aber noch nicht gewertet werden. Letztlich wird man die Venus intensiver weiter beobachten müssen. Mithilfe neuer Teleskope können auch verbesserte Messergebnisse erzielt werden, und auch die Raumfahrt könnte einen entscheidenden Teil zur Klärung der Frage nach Leben auf der Venus beisteuern. Mithilfe von Raumsonden könnte man Fluggeräte in die Venusatmosphäre verbringen, die vor Ort Untersuchungen durchführen. Solche Missionen erfordern aber viele Jahre Planung und viel Geld. Die aktuellen Forschungsergebnisse könnten jedoch bewirken, dass die Erforschung der Venus wieder zu einem vorrangigen Ziel für die Raumfahrtnationen wird.

Neben der Venus gibt es aber noch weitere Kandidaten für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem. Abgesehen vom Mars interessieren sich die Wissenschaftler auch für den Jupitermond Europa, der unter seiner Eisoberfläche einen flüssigen Ozean beherbergen könnte. Auch der Saturnmond Titan mit Seen aus Methan sorgt immer wieder für Spekulationen über mögliche außerirdische Lebensformen. Für Astronomen stellt sich inzwischen weniger die Frage nach dem ob, sondern vielmehr wann extraterrestrisches Leben nachgewiesen werden kann.