Internationale Astronomische Union und vhs-Sternwarte Neumünster ehren Prof. Duschl mit der Benennung eines Kleinplaneten

von Dr. Erik Wischnewski & Marco A. Ludwig

Wer kennt nicht das Lied von Nic P., das durch DJ Ötzi so berühmt wurde, und wovon wohl jeder träumt: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt…“ Doch so einfach geht das nicht. Fixsterne erhalten ohne­hin keine Namen mehr, die wenigen existierenden stammen aus dem Alter­tum. Ebenso sind alle acht Planeten unseres Sonnensystems, auch Wandel­sterne genannt, längst getauft. Und die im Internet angebotenen Sterntaufen mit Registereinträgen sind reine Pri­vatsache der Anbieter und nichts als eine hübsch aufgemachte Ver­lagsdienstleistung. Nur die International Astro­nomical Union (IAU) mit derzeitigem Sitz in Paris hat die Macht über die Namensvergabe. Die Macht der IAU reicht so weit, dass sie am 24.08.2006 den Planeten Pluto entmachtete und zum Zwergplaneten degradierte.

Genau diese IAU hat in ihrer Sitzung im Mai 2023 der Nominierung von Prof. Wolfgang J. Duschl zugestimmt und den Kleinplaneten mit der Nummer 221673 auf den Namen ›Duschl‹ getauft. In der Laudatio heißt es: Wolfgang J. Duschl (b. 1958) is a German physicist and astronomer. He is a professor at the Christian-Albrechts-University in Kiel and scientific director of the Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft. Duschl’s research mainly deals with black holes.

In wissenschaftlichen Datenbanken kann man sich alle Informationen zum Kleinplaneten Duschl ansehen. Grafik: NASA/JPL

Kometen und Kleinplaneten sind die einzigen Himmelskörper, denen heute noch Namen zugewiesen werden. Bei Kometen sagen die Bestimmungen, dass dieser nach seinem Entdecker be­nannt wird. Bekannt ist beispielsweise der Komet Halley. Bei Kleinplaneten, die auch Planetoiden oder Asteroiden genannt werden, dürfen die Entdecker einen Namen vorschlagen und bei der IAU einreichen und müssen diesen be­gründen. Erkennt die IAU die Bedeu­tung der Person an, wird der Planetoid offiziell getauft. So geschah es auf Vorschlag von Wolfgang Ries aus Öster­reich.

Ries ist weltweit einer der wenigen Amateurastronomen, die noch Klein­planeten entdecken. Die meisten der rund 800 000 Kandidaten wurden mitt­lerweile durch Robotorteleskope und Detektivsoftware entdeckt. Die hellen Himmelskörper sind alle entdeckt und die dunklen sind den professionellen Fernrohren vorbehalten. Neu entdeckte kleine Himmelskörper erhalten zu­nächst eine vorläufige Nummer beste­hend aus dem Jahr der Entdeckung, zwei Buchstaben und einer Zahl. Duschls ›Stern‹ wurde am 17. Februar 2007 entdeckt und erhielt demzufolge die vorläufige Bezeichnung 2007 DP. Nachdem die Bahn durch weitere Beobachtungen hinreichend gesichert war, erhielt er den offiziellen Status eines Minor Planet zuerkannt und damit die laufende Nummer 221673, als einer von insge­samt 470 000 offiziellen Kleinplaneten. Aber nur 20 000 dieser Himmelskörper besitzen einen Namen.

Der Kleinplanet ›Duschl‹ bewegt sich zwischen Mars und Jupiter in 4,6 Jahren einmal um die Sonne. Sein kleinster Abstand zur Erde beträgt 235 Millionen Kilometer, zu viel für Duschl, um dort mal Urlaub machen zu können. Und hätte er das Raumschiff Enterprise zur Verfügung, er würde sich auf seinem kleinen Planeten schnell langweilen. Dieser misst nämlich nur 2,4 km im Durchmesser. Die Fläche Neumünsters ist zweieinhalbmal größer als die Oberfläche von Duschls Kleinplaneten.

Auf der Webseite von NASA und JPL kann man sich die aktuelle Position des Kleinplaneten Duschl im Sonnensystem anschauen. Grafik: NASA/JPL

»Ich ringe nur selten um Worte, aber jetzt bin ich sprachlos. Über diese Ehrung freue ich mich sehr«, so Duschl nach seinem Vortrag über die Entstehung der Spiralarme von Galaxien. 

Duschl ist Professor für Astrophysik und Direktor des Instituts für Theoretische Physik und Astrophysik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zudem ist er wissenschaftlicher Leiter der Schleswig-Holsteinischen Universitäts-Gesellschaft und Vorsitzender des Akademischen Senats und des Erweiterten Senats der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Er hatte sich in den vergangenen Jahren wiederholt öffentlich für die Förderung und den Ausbau der vhs-Sternwarte Neumünster eingesetzt. Angesichts der aktuellen Brandschutzproblematik an der vhs-Sternwarte war sich die Neumünsteraner Politik einig das seit über 50 Jahren bestehende Observatorium der Volkshochschule Neumünster angemessen zu unterstützen.

Nach Prof. Duschls Vortrag im Rahmen des Astronomietages gab es die große Überraschung: (v.l.n.r.) Sternwartenleiter Marco Ludwig, Volkshochschulleiterin Stephanie Steiner, Prof. Wolfgang J. Duschl und dem Leiter der SHUG-Sektion Neumünster Gerd Kühl. Foto: Jürgen Kahlhöfer

 

Quellen:

IAU WGSBN Bulletin vom 1. Mai 2023

NASA / JPL – Small Body Database

Beitrag von Jürgen Kahlhöfer über gekaufte Sternennamen