Astronomiefoto des Monats Dezember: Stern über Bethlehem

Unser Astronomiefoto des Monats Dezember zeigt neben dem Mond den hellen Planeten Venus. Unser Schwesterplanet entwickelt sich gerade wieder zum hellen Abendstern und wird uns den ganzen Winter und auch in der Weihnachtszeit leuchten. Schnell werden da Erinnerungen an einen anderen Weihnachtsstern wach. Aber was hat es mit der berühmten Geschichte des Sterns von Bethlehem auf sich?

Für Astronomen, die sich mit der wissenschaftlichen Erforschung unseres Universums befassen, ist es oft sehr schwierig, sich mit Themen der Astrologie auseinanderzusetzen. Allerdings gab es bis vor rund 400 Jahren noch keine Trennung zwischen der Wissenschaft Astronomie und der pseudowissenschaftlichen Sternendeutung, die man als Astrologie bezeichnet. Und so war es kein Geringerer als Johannes Kepler, der im 17. Jahrhundert in beiden Disziplinen bewandert war, der das Rätsel um den Stern von Bethlehem vermutlich löste.

Die Beschreibung in der Bibel (Matthäus 2,1.9) passt kaum zu bekannten astronomischen Ereignissen, wie z.B. Kometen oder Sternenexplosionen. Kepler beobachtete jedoch eine ungewöhnliche Planetenkonstellation, die ihm zu denken gab. Es waren die Planeten Jupiter und Saturn, die sich mehrmals einander annäherten und sehr eng nebeneinander standen. Außerdem beobachtete er nahezu zeitgleich eine Sternenexplosion, eine sog. Supernova. Kepler errechnete, dass diese Planetenkonjunktion von Jupiter und Saturn extrem selten ist und zuletzt im Jahr 7 vor Christus im Sternbild Fische  zu sehen war. Ein Zufall?

Kepler geriet ins Grübeln, da er vor allem um die astrologische Bedeutung dieses ungewöhnlichen Parallelflugs wusste. Der Planet Jupiter wird in vielen Kulturen als Königsplanet betrachtet. Saturn gilt als Planet mit besonderer Bedeutung für das jüdische Volk. Astronomiehistoriker fanden sogar heraus, dass die Fische wiederum für ein Gebiet in Palästina stehen. Jene Weisen aus dem Morgenland, die sich damals vermutlich aus Babylon auf den Weg nach Israel machten, mussten um die Bedeutung dieser seltenen Konstellation wissen. Nach astrologischen Gesichtspunkten könnte man auf die Geburt eines Königs des Volkes Israel schließen.

Aber wieso führte der „Stern“ die Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem? Heute wissen wir, dass es zur damaligen Zeit keine Supernova zu sehen gab. Zudem hat so eine Sternenexplosion physikalisch nichts mit einer Begegnung von Jupiter und Saturn zu tun. Tatsächlich heißt es, dass die Sternendeuter zunächst nach Jerusalem reisten, um den neugeborenen König der Juden zu sehen. Dort erfuhren sie jedoch, dass es dort keinen neuen König gäbe. Von Jerusalem führte jedoch eine Straße nach Bethlehem, und genau über jener Straße muss damals auch die Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn eindrucksvoll zu sehen gewesen sein. Dazu gesellte sich wohl noch ein weiteres astronomisches Phänomen: Das Zodiakallicht. Es handelt sich dabei um Staub innerhalb des Sonnensystems, den man unter extrem dunklen Bedingungen als kegelförmigen Schleier den Himmel emporsteigen sieht. Da es vor 2000 Jahren nachts keine künstlichen Lichtquellen gab, die den eindrucksvollen Sternenhimmel stören konnten, war auch dieses Zodiakallicht deutlich zu sehen. So müssen die Sterndeuter von Jerusalem beim Schauen in Richtung Bethlehem nicht nur über die beiden Planeten, sondern auch über das Zodiakallicht gestolpert sein.

Kepler kam im 17. Jahrhundert zu dem Schluss, dass vermutlich diese ungewöhnliche astronomische Konstellation in Kombination mit damaligen astrologischen Ansichten die in der Bibel beschriebenen Ereignisse erklären könnten. Demnach wäre unsere aktuelle Zeitrechnung jedoch um sieben Jahre verschoben – sofern es sich so zugetragen hat.

Die Geschichte des Sterns von Bethlehem fasziniert die Menschen auch heute noch. In der Sternenkunde hat diese Geschichte jedoch für viel Aufsehen und Kopfzerbrechen gesorgt. Aktuell scheint die Deutung von Johannes Kepler und anderen Astronomiehistorikern immer noch am ehesten zu der bekannten biblischen Geschichte zu passen, denn auch die heutigen Computerberechnungen bestätigen die Berechnungen aus dem 17. Jahrhundert. Für Astronomen ist diese biblische Geschichte dennoch schwer zu greifen, da die wissenschaftliche Erforschung des Universums heute mit den pseudowissenschaftlichen Deutungen von Himmelskonstellationen nicht zu vereinbaren ist. 

Autor: Marco Ludwig, Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster

Wenn ein Stern stirbt…

Vor fast 1000 Jahren beobachteten chinesische Astronomen im Sternbild Stier einen neuen Stern, der sogar über mehrere Wochen am Taghimmel sichtbar war. Bei diesem Stern handelte es sich jedoch in Wirklichkeit gar nicht um einen neuen Stern, sondern vielmehr um einen riesigen alten Stern, der in einer gigantischen Supernova-Explosion sein Leben aushauchte.

Wenn Astronomen heute ihr Fernrohr auf besagte Stelle im Sternbild Stier ausrichten, finden sie dort ein kleines nebelartiges Objekt, einen planetarischen Nebel, der mit Planeten jedoch absolut nichts zu tun hat. Es sind die Überreste des Sterns, die sich jetzt immer noch mit einer Geschwindigkeit von ca. 1500 km pro Sekunde ausdehnen.

Diese Aufnahme des Krebsnebels M1 wurde am DINO (Deepsky Instrument of Neumünster Observatory) aufgenommen. 139 Einzelaufnahmen wurden dafür zu einem Summenbild verarbeitet. Es ergibt sich eine Gesamtbelcihtungszeit von 65 Minuten. Diese Qualität war nur durch die Leihgabe einer speziellen Kamera mit astronomischen Filtern möglich. Fotografen: Marco Ludwig, Andreas Rex, Katharina Behrendt

Im Zentrum des Nebels findet sich heute ein kleiner Neutronenstern. Diese „Sternleiche“ von der Größe Neumünsters rotiert tatsächlich ca. 30 Mal pro Sekunde um die eigene Achse. Dieser Neutronenstern besteht aus hochkomprimiertem Material und ist, trotz seiner geringen Größe, über 300 Mal so schwer wie unsere Erde. Ein Fingerhut voll mit diesem Material würde mehrere 1000 Tonnen wiegen.

Übrigens: Als die chinesischen (und wohl auch andere) Astronomen diese Supernova sahen, war der Stern bereits über 5000 Jahre „tot“. Heute ist bekannt, dass er ca. 6300 Lichtjahre von uns entfernt ist.