Komet NEOWISE ist da!

Kometen sind seltene und außergewöhnlich eindrucksvolle Erscheinungen. Die meisten Kometen bleiben dem menschlichen Auge jedoch verborgen, da ihre Entfernung zu uns viel zu groß ist. In den vergangenen Monaten haben sich Astronomen schon über drei ungewöhnlich helle Schweifsterne freuen können. Nun ist jedoch Komet C/2020 F3 NEOWISE aufgetaucht und konnte sogar schon mit bloßem Auge beobachtet werden..

Komet C/2020 F3 NEOWISE aufgenommen am Morgen des 7. Juli am Bülker Leuchtturm (bei Kiel). Fotograf: Carsten Jonas

Bis vor wenigen Jahrhunderten galt das Auftauchen eines Kometen am Nachthimmel als Vorbote kommenden Unheils. Heute sieht man sie als eindrucksvolles Naturschauspiel und spannendes Forschungsobjekt. So konnte mithilfe von Radarmessungen geklärt werden, dass Kometenkerne oft nur wenige Kilometer groß sind: Untersuchungen mithilfe von Raumsonden zeigten zudem, dass sie im Wesentlichen aus Eis, Gas und Staub bestehen.

Das Ungewöhnlichste an einem Kometen ist jedoch sein Schweif. Er entsteht, wenn sich der tiefgefrorene Kometenkern der Sonne nähert. Eis und Gas verdampfen und reißen Staub beim Austritt aus der Kometenoberfläche mit sich. Auf diese Weise können Kometen eine viele hundert Kilometer große Hülle um sich erzeugen, die von der Sonne angeleuchtet wird.

Der charakteristische Schweif entsteht aber erst durch ein weiteres Phänomen: Den Sonnenwind. Es handelt sich dabei um einen Strom geladener Partikel, den die Sonne in alle Himmelsrichtungen abstrahlt. Diese Partikel bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde. Treffen diese Partikel auf die Kometenhülle, reißen sie Gas und Staub mit sich. Auf diese Weise wird das Kometenmaterial ins All hinausgetragen und bildet so einen Schweif. Unabhängig von der Bewegungsrichtung des Kometenkerns zeigt der Schweif daher immer von der Sonne weg.

Die Helligkeit eines Kometen ist aber das, was den Astronomen immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Sie ist nur extrem schwer vorherzusagen und hängt von zahlreichen unbekannten Faktoren ab. Erst vor wenigen Wochen übertraf der Komet C/2019 Y4 ATLAS alle Helligkeitsprognosen und wurde schon als heißer Kandidat für spektakuläre Beobachtungen mit dem bloßen Auge gehandelt. Dann zeigte sich jedoch, dass der Kometenkern in Sonnennähe zerbrochen und der Helligkeitsausbruch nur von kurzer Dauer war.

Der neue Komet NEOWISE trägt die amtliche Bezeichnung C 2020/F3 . Er wurde erst am 27 März entdeckt und erreichte am 3. Juli seine größte Annäherung an die Sonne. Bisher war in Deutschland nicht zu sehen.  Bei klarem Wetter ist er in den kommenden Tagen und Wochen am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang zu sehen. Aktuell bewegt er sich in den Nähe des Sternbildes Fuhrmann.

Chancen auf eine Sichtung könnten sich aktuell in der Zeit zwischen 0:00 Uhr und 03:00 Uhr ergeben. Zu der Zeit steht der Komet tief am Nordhorizont. Aufgrund der Dämmerung ist er vermutlich nur mithilfe eines Fernglases gut zu erkennen. Bedenkt man jedoch, wie selten sich ein so heller Komet an unseren Sternenhimmel verirrt, lohnt sich die Suche. Die letzten spektakulären Kometen waren der Komet Hyakutake im Jahr 1996, und der Jahrhundertkomet Hale-Bopp in den Jahren 1997 bis 1998.

Im Jahr 1996 war der Komet Hyakutake spektakulär über Deutschland zu sehen. Er war einer der hellsten Kometen der letzten Jahrzehnte. Komet NEOWISE könnte sich als ähnlich spektakulär erweisen. Fotograf: Franz Haar

Dieses Bild zeigt Komet Hyaktuake im Jahr 1996 zur Zeit seiner größten Annäherung an die Erde. Sein Schweif hat für wenige Tage fast den halben Himmel durchzogen. Diese Aufnahme wurde vom damaligen Chefastrofotografen der vhs-Sternwarte Neumünster, Franz Haar, in der Nähe von Bönebüttel aufgenommen. Es ist bis heute eines der eindrucksvollsten Kometenbilder der Neumünsteraner Astronomen.

Bildergalerie Kometen: