„MoFi“ – Eine halbe Mondfinsternis am Morgen des 16. Mai

Ein kosmisches Schattenspiel erwartet uns am Morgen des 16. Mai, denn der Mond durchläuft den Schatten der Erde und färbt sich kupferrot. Leider können wir im Norden Deutschlands nur den Anfang dieser totalen Mondfinsternis sehen, denn zum Höhepunkt der „MoFi“ verschwindet der Mond auch noch am Horizont und geht unter.

Eine Bildmontage der drei wichtigsten Phasen einer Mondfinsternis (aufgenommen am 28. September 2015). Im Zentrum die totale Phase. Rechts und links der Vollmond während der partiellen Verfinsterung. Man erkennt bei dieser Darstellung sogar die Größe des Erdschattens (ca. 2,5facher Vollmonddurchmesser). Bei der MoFi am 16. Mai wird nur die erste Phase (linkes Bild) über Norddeutschland sichtbar sein. Fotograf: Marco Ludwig

Was ist eine Mondfinsternis?
Von einer totalen Mondfinsternis spricht man immer dann, wenn der Vollmond komplett im Schatten der Erde verschwindet. Astronomen reden dann von einer totalen Verfinsterung. Das Licht der Sonne erreicht den Mond nicht mehr, und er bekommt nur ein wenig Licht ab, welches von der Erdatmosphäre auf die Mondoberfläche gestreut wird. Dieses Phänomen kennen wir vom Sonnenauf- bzw. -untergang. Wenn das Sonnenlicht flach in die Atmosphäre einfällt, werden die Blauanteile herausgefiltert, und rötliches Licht bleibt übrig. Der Mond erscheint deshalb während der totalen Phase in einer kupferroten Färbung, weshalb die totale Mondfinsternis im Volksmund wohl „Blutmond“ genannt wird.

Wie kann ich die Mondfinsternis am besten beobachten?
Hier eine kleine Vorschau mit der Hoffnung auf einen klaren Himmel. Um 3:31 Uhr MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) beginnt der Mond, in den Halbschatten der Erde einzutreten. Das wird zunächst kaum zu bemerken sein. Erst wenn der Mond ab 4:28 Uhr MESZ in den Kernschatten eintritt, wird er vom linken Rand her langsam dunkler. Zur gleichen Zeit beginnt auch die Dämmerung, die Nacht zu vertreiben.
Während der gesamten Finsternis wird der Mond in Richtung Südwesten zu sehen sein. Da er sich aber langsam gen Horizont neigt, sollte man sich einen Beobachtungsplatz mit guter Horizontsicht suchen.
Um 5:29 Uhr MESZ beginnt die totale Phase, der Mond befindet sich jetzt vollständig

Der total verfinsterte Mond zeigt sich in der Nacht des 27: Juli 2018 über dem Turm der Neumünsteraner Vicelinkirche. Fotograf: Jürgen Kahlhöfer

im Kernschatten der Erde, ist verdunkelt und schimmert nur noch leicht rötlich wie auf unserem Foto. Leider bleibt der Genuss der totalen Phase anderen Erdteilen vorbehalten. In Norddeutschland geht der Mond zu Beginn der totalen Phase am Westhorizont unter. Die Morgendämmerung ist zu dem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten. Den weiteren Verlauf der Mondfinsternis kann man nur von Westeuropa, dem Atlantik und den amerikanischen Kontinenten aus beobachten.

vhs-Sternwarte Neumünster leider geschlossen:
Leider muss die Sternwartenkuppel bei diesem Himmelsschauspiel geschlossen bleiben. Aufgrund des ungünstigen Termins am Montagmorgen rechnen die ehrenamtlich engagierten Sternkieker kaum mit Besuchern. MoFi-Fans sollten sich daher lieber mit dem eigenen Fernglas oder Fernrohr auf Beobachtungstour begeben. Auch einige Mitglieder der vhs-Sternwarte Neumünster wollen sich bei passendem Wetter an verschiedenen Orten im Land auf Fotosafari begeben. Die nächste Chance auf die Beobachtung einer totalen Mondfinsternis gibt es erst am 7. September 2025.

Bildergalerie Mondfinsternis:

Bildergalerie totale Mondfinsternis vom 27. Juli 2018:

Ausstellung „Astronomie für Alle“ ab jetzt im Museum Tuch+Technik zu bestaunen

Das Weltall fasziniert viele Menschen. Die meisten von uns kennen Sterne vom Blick in den Nachthimmel – aber was sind Sterne eigentlich, und wie können wir sie genauer beobachten? Was hat es mit den Planeten auf sich? Gibt es auch Planeten, die um andere Sterne kreisen als unsere Sonne? Wo ist der Platz unseres Heimatplaneten im Sonnensystem und in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße? Um Fragen wie diese geht es in der Ausstellung ASTRONOMIE FÜR ALLE.

Dabei wird Astronomie durch interaktive Exponate erfahrbar: Besucher*innen können einen echten Meteoriten anfassen, Mondphasen sortieren, anhand von Modellen die relativen Größen von Sternen und die dreidimensionale Struktur eines Sternbilds erfahren und vieles mehr.

In vier Themenbereichen widmet sich die Ausstellung den Grundlagen der ältesten Wissenschaft der Welt. Unter der Überschrift „Blick in den Himmel“ geht es darum, was wir überhaupt am Himmel sehen – den Mond, Sterne und Planeten – und wie sich diese Objekte näher untersuchen lassen. In „Unser Platz im Weltall“ geht es um die Position der Erde im Kosmos. Im Ausstellungsteil „Sterne: Ferne Sonnen“ werden die Eigenschaften der selbstleuchtenden Himmelskörper untersucht. Und im Bereich „Andere Welten“ geht es um eines der spannendsten Themen der modernen astronomischen Forschung: Planeten außerhalb unseres Sonnensystems: wie man sie nachweist und um die Frage, ob dort Leben möglich ist.

Auch die vhs Sternwarte zeigt Exponate, darunter Teleskope verschiedener Bauarten, Objekte und Schriftstücke zur Mondlandung sowie Fotografien.

Die Wanderausstellung wurde vom Haus der Astronomie Heidelberg und dem Max-Plack-Institut für Astronomie organisiert und gestaltet, von der MERKL GmbH umgesetzt und von der Klaus Tschira Stiftung gefördert. Das Museum Tuch + Technik zeigt ASTRONOMIE FÜR ALLE in Kooperation mit der vhs-Sternwarte Neumünster, unterstützt von der Stiftung der Sparkasse Südholstein.

Eröffnung

Donnerstag, 31. März 2021, 19 Uhr
Eintritt frei

Ausstellung

1. April bis 9. Oktober 2022

Im Museum Tuch+Technik

Kleinflecken 1
24534 Neumünster
Telefon: 04321 – 559 58-0
post@tuch-und-technik.de

Di bis Fr 9 bis 17 Uhr
Sa und So 10 bis 17 Uhr
montags geschlossen

 

50 Jahre vhs-Sternwarte Neumünster – Astronomie im Herzen Schleswig-Holsteins

Neumünster hat eine Sternwarte?

Seit 1971 betreibt die Stadt Neumünster eine eigene Sternwarte und fördert so die naturwissenschaftliche Bildung in Neumünster. Auch diese Bilder, wie hier Komet NEOWISE im Jahr 2020, sind ein Ergebnis dieses Engagements. Foto: M. Ludwig

Neumünster hat eine Sternwarte? Viele Hobby-Astronomen in Neumünster haben diese Frage sehr häufig gehört. Warum das Observatorium so lange ein Schattendasein geführt hat, lässt sich aus heutiger Sicht kaum erklären. Die Situation hat sich inzwischen aber grundlegend geändert. Im Herbst 2021 feiert das größte Observatorium Schleswig-Holsteins bereits sein 50-jähriges Bestehen.

Die vhs-Sternwarte ist eine Institution der Volkshochschule Neumünster und besteht bereits seit November 1971. Seit diesem Zeitpunkt finden auf dem Verwaltungsgebäude der DRK-Fachklinik Hahnknüll professionelle Himmelsbeobachtungen, Volkshochschulkurse, Tagungen und viele andere Aktivitäten für Jung und Alt rund um das Thema Astronomie statt.

Die Kuppel der vhs-Sternwarte Neumünster auf dem Dach der DRK-Verwaltung - Foto: Marco Ludwig

Die Kuppel der vhs-Sternwarte Neumünster auf dem Dach der DRK-Verwaltung – Foto: Marco Ludwig

Die größte Sternwarte in Schleswig-Holstein befindet sich im Besitz der Stadt, wird jedoch ausschließlich ehrenamtlich betreut und über Spenden der Neumünsteraner Bürger und Firmen finanziert. Hierbei wird die vhs-Sternwarte unterstützt durch den gemeinnützigen Förderverein Sternwarte Neumünster e. V.

Seit der Gründung des Fördervereins im Jahr 2009 ist es dem Verein und den ehrenamtlichen Sternwartenmitgliedern gelungen, die vhs-Sternwarte zu einer sehenswerten öffentlichen Bildungseinrichtung auszubauen. Mit viel ehrenamtlichem Engagement und der Unterstützung vieler lokaler Handwerker konnte 2010 ein Seminarraum für bis zu 25 Personen gebaut werden. 2011 gelang sogar die Renovierung der Sternwartenkuppel und die Installation eines neuen (gebrauchten) Hauptinstruments, welches früher in der Sternwarte Lübeck zum Einsatz kam. 2019 konnte die vhs-Sternwarte einen Besucherrekord von über 1500 Besuchern aufstellen.

Im gleichen Jahr wurde zudem die Leistung der Neumünsteraner beim Betrieb einer Volkssternwarte sogar durch die Internationale Astronomische Union (IAU) mit der Benennung eines Kleinplaneten auf den Namen (342 000) Neumunster gewürdigt.

Auf einer Internetseite der NASA kann man sich alle Daten zum Kleinplaneten (342 000) Neumünster anschauen. Dort erhält man auch diese Grafik des Sonnensystems, mit der aktuellen Position des Neumünsteraner Kleinplaneten. Grafik: NASA

 

Wie die Mondlandung Neumünster eine Sternwarte brachte

Das 50. Jubiläum der Mondlandung war 2019 besonders für die Neumünsteraner Sternenfreunde ein Grund zur Freude. Ohne das damalige amerikanische Mondlandeprogramm hätte es in Neumünster vermutlich keine Sternwarte gegeben.

Handwerker montieren die Stahlträger für die große Sternwartenkuppel. Foto: W. Erben / Sammlung M. Krebs

Als am 20. Juli 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond landeten, wurde dies auch intensiv von Neumünsteraner Hobby-Weltraumforschern verfolgt. Der Wettlauf zum Mond zwischen den USA und der Sowjetunion hatte auch hierzulande viele Menschen in den Bann gezogen. Einige so sehr, dass sie selber nach den Sternen griffen. Alles begann in den 1960er Jahren mit einem Volkshochschulkurs „praktische Astronomie“. Dozenten erläuterten interessierten Hobbyforschern die Grundlagen der Astronomie. Ein eigenes Fernrohr hatte die Gruppe jedoch nicht. Diese waren in den 60er Jahren fast unerschwinglich. Alles änderte sich jedoch im Jahr der Mondlandung, als Karstadt der Gruppe ein eigenes kleines Teleskop spendete. Nun wollte man dafür auch einen festen Standort finden.

Im November 1971 wird die Sternwarte der Volkshochschule Neumünster feierlich eingeweiht. Foto: W. Erben / Sammlung M. Krebs

Im November 1971 wird die Sternwarte der Volkshochschule Neumünster feierlich eingeweiht. Foto: W. Erben / Sammlung M. Krebs

Dipl.-Ing. Horst Bender kam dabei die Idee mit der ehemaligen Marinefunkstation Hahnknüll. Auf dem dortigen Hauptgebäude, das zu jener Zeit als städtisches Seniorenheim genutzt wurde, gab es einen Flakturm, der ideal für astronomische Beobachtungen schien. Die Stadt stimmte zu und erteilte die Genehmigung zum Betrieb der „Sternwarte der Volkshochschule Neumünster“. Im November 1971, als das Apollo-Programm der USA immer noch auf Hochtouren lief, konnte die Sternwarte endlich eingeweiht werden.

 

Die Klebebandastronomen

Der Komet West im Jahr 1976 aufgenommen von Bernd Schatzmann und Franz Haar

Der Komet West im Jahr 1976 aufgenommen von Bernd Schatzmann und Franz Haar

Die moderne und leistungsstarke Beobachtungstechnik unter der Neumünsteraner Sternwartenkuppel zog Anfang der 1970er Jahre viele Amateurastronomen an. Gerade die jüngeren unter ihnen waren gerne bereit, sich mit einem 10“ Newton und einer 8“ Schmidt-Kamera ganze Nächte um die Ohren zu schlagen. Dazu gehörten die begabten Hobbyfotografen Franz Haar und Bernd Schatzmann.

Da die Astrofotografie das wohl Schwierigste ist, was man mit einer Kamera anstellen kann, mussten die beiden bei ihren Fotoprojekten ein gewisses Improvisationstalent an den Tag legen. Als 1976 völlig überraschend der helle Komet West am Morgenhimmel auftauchte, befestigten sie mit Hilfe von Klebeband eine Dachlatte an dem großen Fernrohr, um am Ende der Dachlatte eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv zu befestigen. So konnten sie nachgeführte Aufnahmen mit mehreren Minuten Belichtungszeit gewinnen.

Als Sternwartenleiter Horst Bender dies sah, betitelte er die beiden Fotografen als „Klebebandastronomen“. Ihre Bilder von Komet West wurden aber umgehend von einer Fachzeitschrift publiziert. Seither ist die Astrofotografie ein wichtiger Aufgabenbereich der Neumünsteraner Sternkieker.

 

Modernisierung nach 25 Jahren

Im November 1996 konnte man mit einigem Stolz auf 25 Jahre Sternwarte zurückblicken. Allerdings war auch ein technischer Stillstand eingetreten, der nun durch Modernisierungsmaßnahmen behoben werden sollte. Sternwartenleiter Horst Bender initiierte eine Spendenaktion, an der sich zahlreiche Neumünsteraner Unternehmen beteiligten.

Mit Hilfe dieser Spenden war es möglich, die Optik für ein neues Hauptinstrument, einen 16-Zoll-Newton-Reflektor, zu beschaffen. Zudem wurde in eine der ersten astronomischen Digitalkameras, eine SBIG ST-7 investiert, was damals extrem fortschrittlich war. Bei Beobachtungen erwies sich die neue 16“ Optik aus dem Hause Pegasus als sehr gut. Bei Fotografien zeigten sich jedoch Unschärfen, die wohl auf die Überlastung der Montierung zurückzuführen waren. Der Spiegel wurde daher nach einem Jahr abgebaut und als mobiles Dobson-Teleskop weiterverwendet.

 

Der steinige Weg ins 21. Jahrhundert

Der neue Sternwartenleiter Erhard Schmidt hatte sich ab 2002 einigen Herausforderungen zu stellen, denen er zusammen mit der AG-Sternwarte begegnen wollte. Mitgliederschwund, Nachwuchssorgen, fehlende Angebote für die Öffentlichkeit und ein fast schon desolater Zustand von Räumen und Technik erschwerten die Sternwartenarbeit.

Besuchergruppen können seit 2011 regelmäßig die vhs-Sternwarte besuchen. Foto: Achim Banck

Besuchergruppen können seit 2011 regelmäßig die vhs-Sternwarte besuchen. Foto: Achim Banck

Um zumindest die finanzielle Situation der Sternwarte zu verbessern war die Gründung eines Fördervereins geplant, was damals leider nicht realisiert werden konnte. Im Sommer 2008 gab er jedoch den Rücktritt von seinem Ehrenamt bekannt. In einer denkwürdigen Sitzung der Astronomie AG musste die Leiterin der Volkshochschule die dauerhafte Schließung der Sternwarte verkünden. Nach intensiven Diskussionen wurde dann aber Marco Ludwig zum neuen Sternwartenleiter ernannt. Es war jedoch klar, dass zur Rettung der Sternwarte zukünftig alle Beteiligten Kraftanstrengungen unternehmen müssten. Künftig sollte es ein erweitertes Kursangebot, Öffentlichkeitsarbeit und renovierte Räumlichkeiten geben. 2009 wurde endlich der ersehnte Förderverein gegründet und mit den ersten Spenden brachen tatsächlich neue Zeiten an.

 

Ein Neuanfang auf allen Ebenen

2009 wurde der Förderverein Sternwarte Neumünster gegründet. Er sammelt Spenden und greift der unterfinanzierten Bildungseinrichtung unter die Arme. Hier der aktuelle Vorstand: Jürgen Kahlhöfer, Stefan Bruns, Meltem Tischmann, Marco Ludwig

Mit der neuen Leitung wurde aus der AG-Sternwarte die Astronomie AG. Die Mitglieder verstehen sich ganz offiziell als „Sternkieker“. Auch die Sternwarte bekam nun einen neuen Namen: Die vhs-Sternwarte Neumünster.  Mit Unterstützung des neu gegründeten Fördervereins Sternwarte Neumünster sollte nun auch das erste große Projekt in Angriff genommen werden:

Nach dem Abriss diverser Provisorien entstand 2010 mithilfe vieler Förderer ein neuer Seminarraum für bis zu 25 Besucher. Fortan nahmen die Aktivitäten an der vhs-Sternwarte weiter Fahrt auf.

Regelmäßig waren seither Besuchergruppen wie Schulklassen oder Kindergärten in der Sternwarte anzutreffen. Doch das nächste Projekt stand schon in den Startlöchern. An der Sternwarte Lübeck sorgten die Spenden zweier Stiftungen für ein neues Hauptfernrohr. Das alte Gerät, ein Newton

Im Seminarraum der vhs-Sternwarte finden regelmäßig Volkshochschulkurse zu astronomischen Themen statt. Foto: M. Ludwig

Im Seminarraum der vhs-Sternwarte finden regelmäßig Volkshochschulkurse zu astronomischen Themen statt. Foto: M. Ludwig

Spiegelteleskop mit 19 Zoll Hauptspiegeldurchmesser und einem Gewicht von rund einer Tonne, wurde nun nicht mehr gebraucht. Der Lübecker Torsten Lohf schlug vor, das Gerät nach Neumünster zu geben. Er war der Auffassung, das Gerät wäre in der größten Sternwarte des Landes perfekt aufgehoben.

Zu einem Freundschaftspreis, der von einem anonymen Stifter übernommen wurde, veräußerten die Lübecker Kollegen das eindrucksvolle Großfernrohr. Die Neumünsteraner nahmen die Gelegenheit zum Anlass, auch gleich den Innenraum der Sternwartenkuppel von Grund auf zu sanieren. Am 5. November 2011 fand die Einweihung des neuen Fernrohrs und die Feier zum 40-jährigen Bestehen der vhs-Sternwarte statt.

 

Ein Tor zu den Sternen

Seit über 50 Jahren werfen Astronomen auf dem Gelände der heutigen DRK-Fachklinik Hahnknüll einen Blick auf die unendlichen Weiten des Weltalls. Inzwischen haben aber auch mehrere Generationen von Astronomen ihre Spuren auf dem einstigen Flakturm der Marinefunkstation Hahnknüll hinterlassen.

Getrieben von der Faszination Mondlandung taten sich viele Neumünsteraner zusammen, um dieses außergewöhnliche Observatorium zu errichten. Jede Generation hat dabei die Ausstattung und die Möglichkeiten der vhs-Sternwarte nach aktuellen Anforderungen erweitert.

Zweifellos galt es dabei auch viele Herausforderungen zu meistern. Die drohende Schließung im Sommer 2008 hat dazu geführt, dass die vhs-Sternwarte nun als öffentliche Bildungseinrichtung arbeiten kann. Inzwischen engagieren sich rund 30 Sternkieker aus ganz Schleswig-Holstein in der Astronomie AG. Die vhs-Sternwarte fungiert nicht mehr nur als einfache Beobachtungsstation, sie ist zu einem bedeutenden Kompetenzzentrum auf dem Gebiet der Astronomie im Lande geworden. Inzwischen haben zahlreiche engagierte Sternkieker und viele Neumünsteraner Betriebe für eine passende Ausstattung gesorgt. Um erfolgreich Bildung zu gestalten, braucht es aber mehr als nur Räume und Technik.

Es braucht engagierte Ehrenamtliche, die für ihre Sache brennen und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse gerne weitergeben möchten. Immer seltener hören die Sternkieker daher heute die Frage, ob Neumünster eine Sternwarte habe. Wenn sie dennoch zu hören ist, antworten viele von ihnen gerne: „Ja, und der Besuch lohnt sich!“.

Polarlicht lässt sich in seltenen Fällen auch über Schleswig-Holstein beobachten, wie hier am Einfelder See. Foto: M. Ludwig

Polarlicht lässt sich in seltenen Fällen auch über Schleswig-Holstein beobachten, wie hier am Einfelder See. Foto: M. Ludwig

Autor: Marco A. Ludwig

 

Neugierig geworden? In unserem neuen Buch erfahren Sie mehr:

vhs-Sternwarte Neumünster
Astronomie im Herzen Schleswig-Holsteins
Von Sternwartenleiter Marco A. Ludwig
108 Seiten, gebunden,
mit vielen beeindruckenden Fotografien des Nachthimmels über Neumünster
24,80 €

ggf. zzgl. Versandkostenpauschale von 3,00 €
Erhältlich an der vhs-Sternwarte, der Buchhandlung Krauskopf oder bei der Volkshochschule Neumünster

ISBN 978-3-9823464-9-6

Weitere Informationen unter
www.sternwarte-nms.de,
E-Mail: buch@sternwarte-nms.de,
Telefon: 0162 2137065

Unsere schönsten Bilder aus 50 Jahren:

Die vhs-Sternwarte wird 50 – Große Jubiläumsspendenaktion zur Modernisierung

50 Jahre vhs-Sternwarte Neumünster – Modernisierung der Sternwartentechnik

Die vhs-Sternwarte ist eine Institution der Volkshochschule Neumünster und besteht bereits seit November 1971. Seit diesem Zeitpunkt finden auf dem Verwaltungsgebäude der DRK Fachklinik Hahnknüll professionelle Himmelsbeobachtungen, Volkshochschulkurse, Tagungen und viele andere Aktivitäten für Jung und Alt rund um das Thema Astronomie statt.
Die größte Sternwarte in Schleswig-Holstein befindet sich im Besitz der Stadt, wird jedoch ausschließlich ehrenamtlich betreut und über Spenden der Neumünsteraner Bürger und Firmen finanziert. Hierbei wird die vhs-Sternwarte unterstützt durch den gemeinnützigen Förderverein Sternwarte Neumünster e.V..
Seit der Gründung des Fördervereins im Jahr 2009 ist es dem Verein und den ehrenamtlichen Sternwartenmitgliedern gelungen, die vhs-Sternwarte zu einer sehenswerten öffentlichen Bildungseinrichtung auszubauen. Mit viel ehrenamtlichem Engagement und der Unterstützung vieler lokaler Handwerker konnte 2010 ein Seminarraum für bis zu 25 Personen gebaut werden. 2011 gelang sogar die Renovierung der Sternwartenkuppel und die Installation eines neuen (gebrauchten) Hauptinstruments, welches früher in der Sternwarte Lübeck zum Einsatz kam.
Die Aktivitäten konnten in den vergangenen Jahren noch deutlich ausgebaut werden. So wurden z.B. in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern Bilderausstellungen organisiert, das Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen am Hof Viehbrook bei Rendswühren wurde ausgerichtet, der RSH Kindertag mitgestaltet und bei zahllosen Gelegenheiten in einer Vielzahl von Medien von naturwissenschaftlichen Themen berichtet. 2019 konnte die vhs-Sternwarte einen Besucherrekord von über 1500 Besuchern aufstellen.
Im gleichen Jahr wurde zudem die Leistung der Neumünsteraner beim Betrieb einer Volkssternwarte sogar durch die Internationale Astronomische Union (IAU) mit der Benennung eines Kleinplaneten auf den Namen „342 000 Neumünster“ gewürdigt.

Der Kleinplanet 342 000 Neumünster Grafik: NASA/JPL

Die vhs-Sternwarte im Jubiläumsjahr
Da sich die Einrichtung über Spenden finanziert, stehen der Sternwarte leider keine regelmäßigen Gelder für die Wartung der Technik oder die Pflege und den Erhalt der Räumlichkeiten zu. Der Förderverein ist, je nach Spendenaufkommen, in der Lage, jedes Jahr einen kleinen vierstelligen Betrag zu investieren. Im vergangenen Jahr hat die Stadt erstmals aktuelle Baumaßnahmen in der Sternwarte bezuschusst. Es handelt sich dabei tatsächlich um den ersten städtischen Zuschuss seit fast 50 Jahren.
Trotz fachmännischer Pflege durch die engagierten Astronomen sind jedoch einige Gerätschaften so sehr in die Jahre gekommen, dass ein Ersatz unumgänglich geworden ist. Zudem haben sich die Ansprüche an das Beobachtungsequipment erhöht, da vergleichbare Sternwarten im Land, aber auch bundesweit deutlich besser und moderner ausgestattet sind. Ein Großteil der vorhandenen Beobachtungstechnik unter der Neumünsteraner Sternwartenkuppel stammt noch aus den 1970er Jahren.
Die Mitglieder der vhs-Sternwarte möchten daher das Jubiläumsjahr nutzen, um auf dringend notwendige technische Neuerungen hinzuwirken. Aus diesem Grund wurden zwei Projekte konzipiert, mit denen die Sternwarte technisch wieder auf einen aktuellen Stand gebracht werden kann. Diese Projekte sollen im Folgenden kurz erläutert werden.

Regelmäßig empfangen die Neumünsteraner Astronomen Besuchergruppen und Schulklassen, um ihnen das Universum näher zu bringen. Pandemiebedingt sind Besuche leider momentan nicht möglich. Foto: Achim Banck

Projekt 1: Teilmodernisierung der Beobachtungstechnik unter der Sternwartenkuppel

Unter der Sternwartenkuppel befindet sich ein rund 1000kg schweres Newton-Spiegelteleskop mit einem Objektivdurchmesser von 480mm und einer Brennweite von 2000mm (Baujahr 1974). An dem Gerät ist ein sog. Leitfernrohr mit kürzerer Brennweite angebracht. Das Linsenteleskop aus dem Jahr 1971 dient dazu, das Hauptinstrument auf das Beobachtungsziel, z.B. einen Planeten oder eine Galaxie auszurichten. Da das hochwertige Linsenteleskop seit Jahrzehnten den Witterungseinflüssen unter der Sternwartenkuppel ausgesetzt ist, hat nun ein Glaspilz das Fernrohr erblinden lassen. Dieser Schaden kann leider nicht repariert werden, weshalb das Leitfernrohr ersetzt werden muss.

So würde das neue Leitfernrohr der vhs-Sternwarte aussehen.

Bereits seit den 1970er Jahren ist die vhs-Sternwarte für ihre ausgezeichneten astronomischen Fotografien bekannt. Aktuell arbeitet man jedoch mit einer einfachen digitalen Spiegelreflexkamera, die im Jahr 2012 gekauft und für astronomische Anforderungen modifiziert wurde. Das Gerät entspricht leider bei weitem nicht den Anforderungen, die heute an entsprechende Kameras gestellt werden.
Aus diesem Grund sprechen sich die Sternwartenmitglieder für die Beschaffung einer modernen astronomischen CCD-Farbkamera aus. Ein solches Vollformatgerät verfügt über eine aktive Kühlung, um das Bildrauschen bei Langzeitbelichtungen zu minimieren.
Um die enorme Datenmenge einer solchen Kamera in Echtzeit verarbeiten zu können, wäre auch ein passender Computer mit leistungsstarker Hardware erforderlich.
Das Gesamtpaket, bestehend aus Fernrohr, CCD-Kamera und leistungsstarkem Rechner würde es dem Team der vhs-Sternwarte ermöglichen, auf wissenschaftlichem Niveau

tätig zu sein. Damit wäre es möglich, von der Internationalen Astronomischen Union als Forschungsstation offiziell anerkannt zu werden.

 

Projekt 2 – Ein mobiles Großteleskop für Feldbeobachtungen

Die Mitglider der vhs-Sternwarte Neumünster führen nicht nur an der Sternwarte

So könnte das neue mobile Dobson-Teleskop aussehen.

astronomische Beobachtungen durch. Den erforderlichen dunklen Himmel findet man vor allem außerhalb der Städte, weshalb besondere

Himmelsereignisse auch gerne an anderen Standorten beobachtet werden. So finden sich die Sternwartenmitglieder regelmäßig am Einfelder See oder am Hof Viehbrook bei Rendswühren ein. Speziell am Hof Viehbrook richten Sternwartenmitglieder jedes Jahr das Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen aus. In den vergangenen Jahren kam dort auch das größte mobile Fernrohr Norddeutschlands zum Einsatz. Dieses Privatgerät mit einem Spiegeldurchmesser von 75cm fiel nun leider einem Scheunenbrand zum Opfer und kann nicht ersetzt werden.
Um Besuchern und Naturfreunden künftig dennoch einen beeindruckenden Blick auf ferne Galaxien zu ermöglichen, wünschen sich die Sternwartenmitglieder ein mobiles Großteleskop, mit dem zumindest annähernd vergleichbare Beobachtungen möglich wären. Mit dem von den Sternwartenmitgliedern ausgesuchten 60cm Fernrohr wären jedoch außergewöhnliche finanzielle Aufwendungen in Höhe von 18.249,00 € verbunden. Für die sichere Aufbewahrung und den Transport wäre ein passender Anhänger erforderlich. Ein Fernrohr der 75cm-Klasse, wie es bisher zum Einsatz kam, läge bereits bei ca. 35.000,00 €.

 

Wir hoffen, dass Ihnen unsere Ausführungen einen Eindruck vom enormen Engagement der Sternwartenmitglieder und von den vorgestellten Projekten vermitteln konnten. Wir würden uns freuen, wenn Sie angesichts des 50jährigen Bestehens der vhs-Sternwarte Neumünster mit einer Spende zur Modernisierung der größten Sternwarte Schleswig-Holsteins beitragen würden.

 

Unsere aktuellen Spender im Überblick:

Die Stiftung der Sparkasse Südholstein:              5000,00 €

Die Sparda-Bank Hamburg eG.:                          3000,00 €

Die Stadtwerke Neumünster:                                1000,00 €

Die Transcoject GmbH:                                            500,00 €

Die VR-Bank Neumünster:                                      500,00 €

Der Rotary Club Neumünster:                                 500,00 €

Eheleute D. & J. Behrendt:                                       500,00 €

 

Seit Gründung der vhs-Sternwarte arbeiten Politik, Stadtverwaltung, Bürger und Unternehmen gemeinsam an der Weiterentwicklung einer der außergewöhnlichsten Bildungseinrichtung des Landes. Auch bei dieser Jubiläumsspendenaktion arbeiten wieder einmal viele Akteure Hand in Hand. Wir, die ehrenamtlichen Astronomen der vhs-Sternwarte, danken allen Unterstützern.

 

Lebenszeichen aus der Sternwarte

Seit einem Jahr ist die vhs-Sternwarte für Besucher gesperrt. Während 2019 noch ein Besucherrekord aufgestellt werden konnte, wurde 2020 pandemiebedingt ein Totalausfall. Auch in diesem Jahr zeichnet sich noch keine Besserung ab, in Ausnahmesituationen können die Astronomen jedoch wieder die Sternwarte betreten. Ihre Beobachtungen halten die Neumünsteraner Sternengucker in Bildern fest, wie hier die Mondsichel am 17. März 2021.

Die Mondsichel am 17. März 2021 fotografiert im Hauptfernrohr der vhs-Sternwarte Neumünster (Fotograf: Marco Ludwig)

Seit nunmehr einem Jahr befindet sich auch die vhs-Sternwarte Neumünster im Lockdown. Schon vor der Verkündung des ersten Lockdowns im März des vergangenen Jahres hatten die Astronomen den Betrieb in der größten Sternwarte des Landes eingestellt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die vhs-Sternwarte befindet sich auf dem Gelände der DRK-Fachklinik Hahnknüll, deren Bewohner nicht durch Besucher der vhs-Sternwarte gefährdet werden dürfen.

Durch die Verordnungen des Landes Schleswig-Holstein ist es den Astronomen in Neumünster aber auch seit einem Jahr nicht mehr möglich, sich unter der Kuppel der Sternwarte zu versammeln. Den rund 30 Astronomen bleibt daher nur die Möglichkeit, sich online auszutauschen und bei Videokonferenzen zu treffen. Einzelne Sternwartenmitglieder konnten zumindest zeitweise die professionelle Beobachtungstechnik der Sternwarte nutzen, um aktuelle Himmelsereignisse, wie z.B. das Auftauchen des Kometen NEOWISE im vergangenen Sommer, zu beobachten. Trotz Lockerungen ist eine Öffnung der vhs-Sternwarte jedoch immer noch nicht in Sicht.

Im November dieses Jahres feiert die vhs-Sternwarte Neumünster zudem ihr 50jähriges Bestehen. Vor dem Hintergrund war eigentlich ein Aktionsjahr mit zahlreichen Sonderveranstaltungen geplant. Nun bleibt nur zu hoffen, dass immerhin zum offiziellen Jubiläum am 5. November eine Öffnung der Sternwarte für die Neumünsteraner möglich wird.

Damit die Neumünsteraner ihre Sternwarte nicht ganz vergessen, versuchen die Astronomen, wenigstens mit aktuellen Bildern auf sich aufmerksam zu machen. Eigentlich sollte auch an diesem Sonnabend der bundesweite Astronomietag zum Thema „Ausflug in die Kraterlandschaft des Mondes“ gefeiert werden. Da dieses Vorhaben unter Pandemiebedingungen nicht möglich ist, gibt es zumindest ein aktuelles Foto des Erdbegleiters zu sehen. Es wurde am Abend des 17. März mit dem großen Hauptfernrohr der vhs-Sternwarte aufgenommen. Es besteht aus fünf Einzelbildern und wäre ausgedruckt über 1,2 Meter groß. Nun hoffen die Neumünsteraner Astronomen, dass sie die Wunder des Universums im Herbst 2021 wieder mit großem Publikum betrachten können.

Astronomen treffen sich künftig im Kiek In

Seit Mitte März ist die vhs-Sternwarte nun schon geschlossen. Das Observatorium befindet sich auf dem Dach der DRK-Fachklinik Hahnknüll, welche aufgrund der Coronapandemie unter besonderem Schutz steht. Besuche der Sternwarte sind daher aktuell selbst für die über 30 Astronomen der vhs-Sternwarte nicht möglich.
Das Interesse an der Astronomie ist aber ungebrochen. Volkshochschule und Kiek In haben daher in der Gartenstraße Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die auch unter den aktuellen Hygienemaßnahmen genutzt werden können. Erstmals in der fast 50jährigen Geschichte der vhs-Sternwarte tagen die „Sternkieker“ auch in der Volkshochschule. Am vergangenen Freitagabend fand nun das erste Treffen statt. An Einzeltischen und mit großem Abstand beschäftigt man sich nun auch im Kiek In mit dem faszinierenden Kosmos. „Für uns ist es aktuell die optimale Lösung“, so Sternwartenleiter Marco Ludwig. „Wir befürchten jedoch, dass es in diesem Jahr keine Veranstaltungen in der vhs-Sternwarte geben wird. Das wäre für alle Freunde des Sternenhimmels ein herber Schlag.“.

Sternwartenleiter Marco Ludwig und sein Stellvertreter Stefan Bruns berichten im Kiek In vom aktuellen Sternenhimmel. Foto: Katharina Behrendt – vHS-Sternwarte Neumünster

2019 war ein Rekordjahr für die vhs-Sternwarte

Das Jahr 2019 war für die ehrenamtlichen Mitglieder der vhs-Sternwarte Neumünster ein Erfolgsjahr. Bei zahlreichen Veranstaltungen wurden insgesamt mehr als 1500 Besucher gezählt – ein Rekord in fast 50 Jahren Sternwartengeschichte.

„Neumünster hat eine Sternwarte?“ ist eine der häufigsten Fragen, die Sternwartenleiter Marco Ludwig gehört hat. Seit 2008 leitet er ehrenamtlich die größte Sternwarte Schleswig-Holsteins, die sich auf dem Gelände der DRK-Fachklinik im Hahnknüll befindet. „Bei der Gründung der vhs-Sternwarte im Jahr 1971 war die Beobachtungsstation für normale Neumünsteraner nicht zugänglich“, so Ludwig. „Seit 2003 bemühen wir uns darum, die Sternwarte so zu nutzen, wie es von Anfang an vorgesehen war: Als öffentliche Bildungseinrichtung.

Regelmäßig locken zahlreiche Veranstaltungen Besucher in die größte Sternwarte Schleswig-Holsteins. Das ehrenamtlich betreute Observatorium öffnet seine Sternwartenkuppel bei besonderen Himmelsereignissen und monatlich im Rahmen des öffentlichen Beobachtungsabends.

Die ehrenamtlichen Mitglieder der vhs-Sternwarte öffnen ihre Sternwartenkuppel inzwischen regelmäßig für Besucher. So kann man mindestens ein Mal monatlich im Rahmen eines öffentlichen Beobachtungsabends die Sternwarte besuchen. Außerdem ist die Beobachtungsstation auch zu besonderen Himmelsereignissen, wie z.B. zu Mond- oder Sonnenfinsternissen, für Besucher geöffnet.

Im Jahr 2019 waren es jedoch besondere Großereignisse, die viele Besucher zu Sternwartenveranstaltungen gelockt haben. Das 50. Jubiläum der Mondlandung hatte die Astronomen veranlasst, mehrere Ausstellungen mit einem umfangreichen Rahmenprogramm zu organisieren. Außerdem beteiligten sie sich z.B. am bundesweiten Astronomietag, dem DRK-Sommerfest oder dem RSH-Kindertag. „In den vergangenen Jahren konnten wir im Schnitt rund 1000 Besucher verzeichnen. Der Rekord in diesem Jahr ist auf eine deutlich gestiegene Nachfrage und ein enormes Engagement seitens der Sternwartenmitglieder zurückzuführen“, so der Sternwartenleiter.

Das Jahr 2019 steht bei Ludwig aber auch für zwei ganz besondere Ehrungen, über die man sich am Hahnknüll freuen kann. Zum einen benannte die Internationale Astronomische Union mit Sitz in Paris im April einen Kleinplaneten auf den Namen Neumünster. Eine Ehre, die auf das langjährige Engagement der Stadt beim Betrieb der vhs-Sternwarte zurückzuführen ist. Zum anderen erhielten die Mitglieder im Oktober ein ganz besonderes Geschenk, ein Originalautogramm des ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong. 1974 hatte es ein Neumünsteraner von Armstrong persönlich erhalten. Nun wird es in der Sternwarte ein neues Zuhause finden und der Öffentlichkeit gezeigt werden können.

Im kommenden Jahr wollen die Neumünsteraner Astronomen aber etwas kürzer treten. Teile der Sternwarte sind stark renovierungsbedürftig. Da die Sternwarte über keine eigenen Mittel verfügt, wollen die Astronomen viele Arbeiten selber durchführen. Man hofft allerdings auch auf Spenden und Unterstützung durch lokale Handwerksbetriebe, um die Räume bis zum 50. Jubiläum der vhs-Sternwarte im Jahr 2021 frisch renoviert präsentieren zu können. Bis dahin sei aber noch ein weiter Weg zu gehen.

Spenden an den Förderverein Sternwarte Neumünster e.V. überweisen sie bitte an die:

Sparkasse Südholstein
Konto-Nummer 15189400
BLZ 230 510 30
IBAN: DE98 2305 1030 0015 1894 00
BIC: NOLADE21SHO

Neumünster ist im Weltall – Internationale Astronomische Union benennt Kleinplaneten

„Es ist ein kleiner Brocken im Weltall, aber eine große Ehre für unsere Stadt.“ (Marco Ludwig)

Vor 50 Jahren begannen die Arbeiten zur Errichtung der vhs-Sternwarte Neumünster. Nun ehrt die Internationale Astronomische Union das Engagement jener Menschen, die sich seither der astronomischen Bildung verschrieben haben. Der Kleinplanet mit der bisherigen Bezeichnung „2008 RV26“ heißt nun offiziell „342000 Neumünster“. Neumünster ist damit nun auch im Weltall.

 Im Internet stößt man immer wieder auf dubiose Anzeigen von Firmen, die angebliche Namensrechte an Sternen oder anderen Himmelskörpern verkaufen. Tatsächlich ist weltweit aber nur eine international anerkannte Organisation für die Benennung von Himmelskörpern zuständig: Die Internationale Astronomische Union (IAU) mit Sitz in Paris. Eine der bekanntesten Entscheidungen der IAU hat z.B. im Jahr 2006 dazu geführt, dass Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde. Heute gibt es nur  noch acht offizielle Planeten, und Pluto gehört zur neuen Kategorie der Zwergplaneten.

Die Internationale Astronomie Union ist die einzige Organisation weltweit, die über die Benennung von Himmelskörpern entscheiden darf. https://www.iau.org

Namensrechte an Sternen oder Planeten sind aber auch bei der IAU nicht käuflich. So erhalten die meisten Objekte, die von Astronomen aufgespürt werden, erst einmal eine Nummer. Die Entdecker z.B. eines Kleinplaneten bzw. Asteroiden können dann Vorschläge für die Benennung eines solchen Himmelskörpers einreichen. Oftmals werden Himmelskörper daher zu Ehren ihrer Entdecker mit deren Namen versehen. Manchmal werden aber auch andere Bezeichnungen, wie z.B. der Name einer Stadt, die sich um die Astronomie verdient gemacht hat, verwendet.

Für Marco Ludwig, der seit 2008 ehrenamtlich die vhs-Sternwarte Neumünster leitet, erfüllt die Stadt an der Schwale dieses Kriterium. Aber nur wenigen Städten in Deutschland ist diese Ehre bisher zuteil geworden, und wie sollte Neumünster so etwas gelingen?

Praktisch, wenn man da gute Kontakte zu anderen Astronomen, wie den bekannten Astrophysiker und Buchautor Dr. Erik Wischnewski, hat. Im Jahr 2012 hatte die IAU den Kaltenkirchener auch mit der Benennung eines Kleinplaneten geehrt. Sein Buch „Astronomie in Theorie und Praxis“ gilt als das führende Fachbuch im deutschsprachigen Raum und enthält zudem auch zahlreiche astronomische Fotos aus Neumünster. „Wischnewski war von meiner Idee, einen Kleinplaneten auf den Namen Neumünster zu taufen, sofort begeistert“, so Ludwig. Wischnewski nahm daher Kontakt zu einem der weltweit  erfolgreichsten Entdecker von Kleinplaneten, Wolfgang Ries aus Österreich, auf. Auch Ries gefiel die Idee, und gemeinsam tüftelten die drei einen Antrag zur Benennung eines von Ries im Jahr 2008 entdeckten Kleinplaneten aus. Bisher trug dieser die amtliche Bezeichnung „2008 RV26“.

Der Antrag an die Internationale Astronomische Union musste auf Englisch verfasst sein und lautete wie folgt:

“The German city Neumünster has supported astronomical education since 1969. Currently they operate an observatory that offers astronomical courses and public observing. The observatory focuses on education.“

Die IAU, die längst nicht jedem Antrag folgt,  hat nun positiv entschieden und der Kleinplanet (engl. Asteroid) 2008 RV26 heißt nun 342 000 Neumünster

Datenblatt des Minor Planet Center am JPL über den Asteroiden 342000 Neumünster. Bild: NASA/JPL

 Man kann auf der Internetseite des JPL der NASA alle wichtigen Informationen zu diesem Kleinplaneten einholen: https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi#top

Aber auch in zahlreichen anderen Datenbanken lassen sich Informationen über 342000 Neumünster einholen: https://en.wikipedia.org/wiki/Meanings_of_minor_planet_names:_341001–342000#000

So erfahren wir z.B., dass sich der Kleinplanet im sog. Hauptasteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter befindet. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er ca. 3,5 Erdenjahre.

Seine Umlaufbahn ist 172 Millionen Kilometer von der Erdbahn entfernt, zur Zeit befindet er sich aber  jenseits der Sonne in rund 500 Millionen Kilometer Entfernung. Mit ca. einem Kilometer Durchmesser ist er ungefähr so groß wie die Neumünsteraner Innenstadt.

Der Kleinplanet (Asteroid) 342000 Neumünster befindet sich auf einer Umlaufbahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Bild: NASA/JPL

Sein Entdecker, Wolfgang Ries, ist Amateur-Astronom. Das Teleskop in seiner Privatsternwarte ist fast so groß wie das Neumünsteraner Teleskop. Direkt sehen kann man Kleinplaneten damit aber nicht. Sie sind so lichtschwach, dass man sie nur fotografisch mit langer Belichtungszeit aufspüren kann. Dazu braucht man aber auch einen sehr klaren, dunklen Himmel, den wir über Neumünster leider nicht haben. Außerdem besitzt die Sternwarte auch keine astronomische Kamera mit der benötigten Leistungsfähigkeit.

Aktuelle Bilder von 342000 Neumünster stehen uns leider momentan auch nicht zur Verfügung. Von der Erde aus betrachtet, steht er in der Nähe der Sonne und befindet sich nachts unter dem Horizont. In einem halben Jahr möchte der Kleinplanetenjäger Wolfgang Ries für die Neumünsteraner nochmals auf die Jagd gehen und ein aktuelles Foto von 342000 Neumünster machen.

So freuen sich die Neumünsteraner Amateurastronomen derzeit enorm über diesen Erfolg. „Es ist eine Ehre für alle Hobbyforscher und Förderer der vhs-Sternwarte. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben sich unzählige Menschen und zahlreiche Betriebe am Erhalt und Ausbau der immer noch größten Sternwarte in Schleswig-Holstein beteiligt. Die Benennung durch die IAU macht deutlich, dass solches Engagement für naturwissenschaftliche Bildung Vorbildcharakter hat“ sagt Sternwartenleiter Ludwig.

(v.l.n.r.) Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras, Stadtpräsidentin Anna-Katharina Schättiger, Sternwartenleiter Marco Ludwig und vhs-Chef Dr. Björn Otte mit dem wissenschaftlichen Datenblatt des Kleinplaneten 342000 Neumünster. Foto: Kahlhöfer (vhs-Sternwarte)

Neumünster ist allerdings nicht der einzige Schleswig-Holsteiner Himmelskörper im Weltall. Die Nachforschungen der vhs-Sternwarte haben ergeben, dass es auch Kleinplaneten mit den Namen Flensburg, Schleswig, Holstein und sogar Helgoland gibt. Kiel oder Berlin sucht man jedoch vergebens.

Rundbrief des Minor Planet Center vom 6. April 2019 zur Benennung neuer Kleinplaneten (Seite 6: Neumünster): https://minorplanetcenter.net/iau/ECS/MPCArchive/2019/MPC_20190406.pdf?fbclid=IwAR0GdighvpC-YyZmHAHmmIivYwaV1Lt-ejV_EcukTfCCjpXJ_Tn6S1-pev4